Im Rahmen der Europäischen Tage des Denkmals konnte die Öffentlichkeit das Baudenkmal Les Platanes in Veytaux (VD) entdecken. Das Haus aus der Belle Epoque zeugt vom touristischen Aufschwung der Region im 19. Jahrhundert und wurde nach seiner Restaurierung in das Inventar der Baudenkmäler des Kantons Waadt aufgenommen. Das historische Haus wird speziell für die Besucherinnen und Besucher der Veranstaltung geöffnet.
Ein Schatz, der als Zeuge der Belle Epoque zu entdecken ist: Das in Veytaux gelegene Maison des Platanes veranschaulicht die bemerkenswerte Entwicklung der Waadtländer Riviera im 19. Jahrhundert, die durch die Eröffnung der Simplon-Eisenbahnlinie um 1870 und einen raschen Aufschwung des Tourismus geprägt war, der die Wirtschaft des Ortes veränderte. Das 1837 als Familienwohnung erbaute Haus wurde während der Belle Epoque zu einer eleganten Pension, die im 20. Jahrhundert zahlreiche Gäste aus ganz Europa beherbergte. In Zusammenarbeit mit der Stiftung Ferien im Baudenkmal wurde 2023 eine der Wohnungen in eine Ferienwohnung umgewandelt und bietet Neugierigen nun die Möglichkeit, auf einzigartige Weise in diesen geschichtsträchtigen Ort einzutauchen. Die Besucher:innen konnten insbesondere die Massivholzböden, die Kamine aus Chablais-Marmor, die atemberaubende Aussicht auf das Schloss Chillon und den Genfersee sowie den historischen Garten bewundern.
Baukulturelle Besonderheiten
Der Grundriss ist klassisch: eine Abfolge von Wohnräumen auf der Seeseite, ein langer Korridor in der Mitte und die Diensträume im hinteren Teil. Im Jahre 1872 wurde der Grundriss um einen Raum auf der Gartenseite erweitert, insbesondere um die „Anglaises“, die ersten Toiletten mit Wasserspülung, unterzubringen. Bis dahin verfügte die Wohnung über eine direkt mit der Küche verbundene „Souillarde“, eine Art Waschküche für Wäsche und Körperpflege, die über eine Trockentoilette mit zentralem Abfluss verfügte. Diese Einrichtung war im 19. Jahrhundert eher selten und zeugte von einem hohen Lebensstandard.
Die Wohnräume weisen fast vollständig die ursprüngliche Innenausstattung auf: Massive Parkettböden aus Eiche oder Tanne, Holzvertäfelungen und Stuckaturen, Nussbaumfenster mit mundgeblasenem Glas, Kamine aus Chablais-Marmor. Die neue Farbgebung der Wände beruht auf den Untersuchungen der Restaurierung. Sie erinnert an das 19. Jahrhundert, ohne einen hypothetischen, unbekannten Originalzustand wiedergeben zu wollen. Als diskrete Hommage an die englischen Touristen, die sich an der Riviera aufhielten, wurden als Tapeten Reproduktionen des National Trust von William Morris (1834-1896) gewählt, die mit traditionellen Techniken bedruckt wurden.
Der zentrale Korridor wurde bewusst in einem „archäologischen“, rohen Zustand ohne Verkleidung belassen. Er dient als neues Rückgrat für die freiliegende Elektroverteilung. In den Wirtschaftsräumen – Küche und Sanitäranlagen – wurden die Fliesen und Möbel aus den 1950er-Jahren entfernt und die Wände mit Gips und Kalk neu verputzt. Die Sanitäranlagen wurden in eine neue Hohlwand eingebaut, die mit modernen Geräten ausgestattet ist. Die Möbel wurden grösstenteils massgefertigt und von lokalen Handwerkern hergestellt. Sie werden durch historische Stücke und moderne Designklassiker ergänzt.
Anerkennung und Schutz
Infolge der Renovierung für die Einrichtung der Ferienwohnung wurde Les Platanes in das Inventar der Waadtländer Denkmäler und Stättenaufgenommen. Das Haus und sein Garten sind somit als Denkmal von regionalem Interesse und als Standort von überragendem Interesse inventarisiert. Darüber hinaus ist der historische Garten im Internationalen Rat für Denkmalpflege (ICOMOS) verzeichnet und besteht aus einem Obst- und Gemüsegarten, verschiedenen Zierflächen auf einer Fläche von 1500 m2 sowie einem Holzpavillon. Diese offiziellen Anerkennungen sind ein zusätzlichen Schutz für das Gebäude, aber auch ein Zeichen der Unterstützung für die engagierte Zusammenarbeit zwischen den Eigentümern und der Stiftung. Normalerweise nur für Ferienvermietungen zugänglich, wird werden die Türen für diesen Anlass geöffnet, damit Interessierte seine fesselnde Geschichte, die einzigartigen architektonischen Details und die erhaltene Belle-Epoque-Atmosphäre geniessen können.
Das Herz eines Netzwerks
Das Thema „Netzwerke“ der Europäischen Tage des Denkmals 2024 kamen in Les Platanes und seiner Entwicklung besonders zum Ausdruck, denn es fügt sich nahtlos in das entstehende touristische Netzwerk der Waadtländer Riviera ein und zeugt von dieser für die Region typischen Tradition. Die Stiftung Ferien im Baudenkmal folgt dieser Dynamik, indem sie sich in der ganzen Schweiz für die Erhaltung historisch interessanter Bauten einsetzt. Nach einer behutsamen Restaurierung werden diese der Öffentlichkeit als Ferienunterkünfte zugänglich gemacht und leisten so einen wichtigen Beitrag zur Sensibilisierung für die Baukultur. Durch den Aufbau eines Netzwerkes von repräsentativen historischen Objekten aus verschiedenen Regionen der Schweiz soll die Baukultur in der Schweiz gefördert werden.
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©Studio Gataric Fotografie