Gestaltung von Glück
Die Moderne trat zu Beginn des 20. Jahrhunderts mit dem Versprechen an, die Städte von Chaos, Verworrenheit und gesellschaftlicher Zerrissenheit zu befreien. So sollte das nicht eingelöste Erbe der Aufklärung endlich gesetzmässig zur Entfaltung gebracht werden. Bis heute hat sich die Vorstellung vom Fortschritt im Sinne eines geraden, konsequent beschrittenen Weges zur Vervollkommnung gehalten – mitsamt dem Glauben, dass Architektur und Gestaltung zum menschlichen Glück beitragen können.
Jörn Düwel und Niels Gutschow begegnen dieser Entwicklungsgeschichte skeptisch. Für die Gestalt von Architektur und Stadt, so die These ihres neuen gemeinsamen Buchs Gestaltung von Glück. Vom Scheitern des Werkbunds und dem Aufstieg von IKEA, gibt es weder logische noch vernünftige oder gar überzeitliche Gewissheiten. In vier grösseren Texten zu zentralen Themen der jüngeren Zeit – vom Beginn der Moderne bis heute – analysieren die Autoren gängige Narrative und zeigen, wie einflussreich hergebrachte Denkmuster zur Gestaltung der Städte waren und immer noch sind. So wenden sie sich zunächst der Frage zu, inwiefern die Bewertung und Kritik von Architektur moralischen Wertmassstäben unterlag, und wie autoritäre Haltungen, insbesondere in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts, Visionen von einer zukünftigen Baukunst prägten. In einem weiteren Text spannen sie einen Bogen von den Reformbewegungen jener Zeit bis in heutige, tagesaktuelle Debatten über den Umgang mit der europäischen Stadt. Einen grossen Teil des Buches nimmt der Essay über den Begriff der Altstadt über die Jahrzehnte ein, von Hamburg und Frankfurt über Berlin, bis hin zu Rostock oder Magdeburg. Ein vierter Text schliesslich analysiert, wie das Wohnen zwischen erzieherischem Eifer etwa des Werkbunds, der Beratung durch Zeitschriften und kurzlebigem Konsum mit IKEA changiert.
Buchdetails
Verlag: DOM Publishers
Sprache: Deutsch
Dimensionen: 21 × 23 cm, 352 Seiten
ISBN:78-3-86922-685-9
Preis: CHF 34,80