Klimaschutz massentauglich

Minergie stärkt den Dreiklang Komfort, Effizienz und Klimaschutz mit strengeren Anforderungen an die Baustandards. Gerade so, dass auch die ambitionierteste Zertifizierung, Minergie-A, erreichbar bleibt. Die vier Schwerpunkte dabei sind: Ausnutzung des Solarenergiepotenzials, Verschärfung der Energieeffizienz, kombiniert mit fossilfreiem Betrieb, Minimierung der Treibhausgasemissionen in der Erstellung und die Sicherstellung des Hitzeschutzes bei fortschreitender Klimaerwärmung. 

Parallel dazu werden auch die Anforderungen im Zusatz ECO aktualisiert und etwas vereinfacht. Minergie ist und war schon immer klimafreundlicher als es die gesetzlichen Vorgaben verlangen. So blieben unserer Umwelt in den letzten 25 Jahren über 12.5 Millionen Tonnen CO2-Ausstoss und 70 Milliarden Kilowattstunden Energie erspart dank der über 55 000 zertifizierten Minergie-Gebäude. Etwa 1.5 Millionen Menschen leben oder arbeiten in einem Minergie-Haus. Sie schlafen besser dank des viermal besseren Hitzeschutzes und profitieren von gesunder Innenraumluft mit weniger Pollen im Sommer und weniger Viren im Winter. 

Mehr Sonnenenergie, weniger schwitzen und mehr Netto-Null
Der Zielkonflikt Naturschutz – Energieproduktion spricht dafür, prioritär die bereits bebaute Umwelt als Energiequelle zu nutzen. So bildet die Nutzung von Energie aus Photovoltaik auf dem Dach und in der Fassade den ersten der drei Schwerpunkte bei Minergie 2023. Jedes bestehende und neue Minergie-Gebäude soll so viel erneuerbare Energie wie möglich aus der Sonne gewinnen. Beim Neubau bedeutet das: das Dach voll mit Photovoltaik, bei grossen Gebäuden zusätzlich Fassaden-PV. Sonnenenergie ist erneuerbar und vermindert zusätzlich den Bedarf an Netzkapazitäten, weil der Strom dort produziert wird, wo er auch gebraucht wird.
Nummer zwei ist die Effizienz. Auch dort wurden die Anforderungen verschärft. Beispielsweise die Anforderung an die Gebäudehülle, die Temperaturschwankungen so gut wie möglich ausgleicht. Mit dem richtigen Kleid braucht es im Sommer keine oder wenig Energie zum Kühlen und im Winter nur über kurze Dauer Energie zum Heizen. Diese Energie ist bei Minergie immer erneuerbar. Und vor allem im Winter, wenn der Energiebedarf gross ist, ist ein sorgsamer Umgang mit ihr zentral.
Angesichts des fortschreitenden Klimawandels und des Ziels des Bundes, bis 2050 Netto-Null Emissionen in der Schweiz zu erreichen, hat Minergie für einen emissionsfreien Betrieb schon im Jahr 2017 die fossile Wärmeerzeugung verboten. Mit der Standardanpassung 2023 gibt es nun auch konkrete Anforderungen zur Reduktion der Treibhausgasemissionen (THGE) in der Erstellung. Diese spielen anteilmässig bei stetig effizienteren Bauten eine immer grössere Rolle. Zudem fallen bei der Erstellung, respektiv bei der Produktion von Zement, zusätzlich zur benötigten Energie sogenannte geogene Emissionen an, die ebenfalls klimaschädlich sind. Neben den emittierten Treibhausgasen wird auch die Kohlenstoffspeicherung ausgewiesen, da sich ein „Parken“ von Treibhausgasemissionen – zum Beispiel in Holzbauten – klimafreundlich auswirkt.
Nicht nur der Schutz des Klimas ist bei Minergie eingebaut. Auch die Anpassung an die klimatischen Veränderungen, die sogenannte Klimaadaption, hat einen hohen Stellenwert. So werden als Grundlage für den sommerlichen Wärmeschutz die Zukunftsdaten DRY 2035 verwendet und die Vorgaben so gesetzt, dass die Innenräume an max. 100 Stunden jährlich auf über 26.5° C. erhitzen. Das heisst, der Hitzeschutz bei Minergie ist viermal strenger als die Norm bei Wohnbauten.

Sanierung
Bestehende Bauten klimafreundlich zu sanieren, bietet enormes Potenzial. Dies sowohl für die Anpassung an den Klimawandel wie beispielsweise Schutz vor der Hitze in Wohn- und Arbeitsräumen in wärmer werdenden Sommern. Potenzial aber auch für eine drastische Reduktion an Treibhausgasemissionen durch bessere Dämmung und den Ersatz von Erdöl oder anderen fossilen Heizungen mit unnötigem CO2-Ausstoss. Um einerseits einem bestehenden Gebäude mit seiner Geschichte und seinem „Charakter“ auch nach einer Modernisierung treu zu bleiben und die Komplexität überschaubar zu halten, sind die Standardanpassungen moderater für die Sanierung. So muss erstens nur ein Teil der Dachfläche für Photovoltaik genutzt werden. Zweitens sind die Anforderung an die Gebäudehülle und die Effizienz flexibler. Und als wichtiger letzter Punkt: Seit 2019 lässt Minergie bei Modernisierungen die sogenannte Grundlüftung zu. Bei dieser wird die Luft an einem zentralen Ort eingebracht und über offene Türen verteilt. Der Einsatz von Verbundlüftern ist zwar freiwillig, wird aber empfohlen. Das ist deutlich einfacher und günstiger, bietet dank Vorwärmung der Zuluft einen höheren Komfort als Abluftanlagen.
Die Kunst des zukunftsfähigen Bauens liegt darin, ein Gebäude zu schaffen, das Komfort und Schutz vor dem Klimawandel für seine Bewohnenden bietet und zugleich das volle Potenzial für Klimaschutz am Gebäude ausschöpft. Ein Baustandard wie Minergie bietet Orientierung, diese verschiedenen Anforderungen unter einen Hut zu bringen und massentauglich in der Praxis umsetzbar zu machen  für eine möglichst breite Wirkung für Nutzende, Planende und Umwelt. 

Minergie-Areal: Klimaschutz übers Gebäude hinausgedacht
Wer die Transformation eines ganzen Areals plant und konsequent auf Komfort, Effizienz und Klimaschutz setzt, sollte ein Minergie-Areal entwickeln. Minergie-Areale zeichnen sich durch höchste Anforderungen an den Energieverbrauch, die Treibhausgasemissionen und Selbstversorgung mit erneuerbaren Energien aus. Die Gebäude weisen zudem einen überdurchschnittlichen Hitzeschutz auf. Vorgaben an die klimaangepasste Gestaltung des Aussenraums und Anreize zu einer klimafreundlichen Mobilität erhöhen die Lebensqualität im Minergie-Areal.

Erfahren Sie alles zu den neuen Standards in den Minergie-Kursen.

 

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