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Mehrwert im Modulbau

Für F. Hoffmann-La Roche baute Alho das Roche Learning Center – seinerzeit das grösste Laborgebäude in Modulbauweise in Europa. Wir sprachen mit Jean-Marie Moser, der bei Alho Architekten, Planer sowie Bauherren im Modulbau berät.

Herr Moser, was fasziniert Sie an der Modulbauweise?
In meinen Kinderjahren habe ich viel mit Lego gespielt und experimentiert. Das hat meine Begeisterung für diese Technik geweckt. Im Laufe der Jahre habe ich begonnen, die Gebäudestrukturen in einzelne Elemente zu zerlegen, diese mental vorzufertigen und dann im Lego-Prinzip vor Ort zusammenzubauen. Als Bauleiter habe ich mich schon immer gefragt, wie es machbar ist, die Materialeinbauprozesse zu vereinfachen, denn Logistik, Umwelt und Effizienz sind vor allem bei komplexen Gebäuden eine wichtige Komponente und prozessbeeinflussend. Zudem bin ich sehr ordnungsliebend und geniesse klare Linien in der Architektursprache. So ist es naheliegend, dass mich die Modulbauweise reizt.

Was zeichnet die Alho-Bauweise aus?
Modulares Bauen ist eine Bauvariante mit grossem Mehrwert: Kurze Bauzeit, geringe Lärm- und Staubbelastung, industrielle Vorfertigung, flexible, wenn gewünscht temporäre Nutzung und eine damit verbundene Wiederverwendung sind nur einige der vielen Vorteile. In Bezug auf die Nachhaltigkeit halten wir vor allem zwei Aspekte für wichtig: Als Erstes sollte immer der gesamte Lebenszyklus eines Gebäudes betrachtet werden – also nicht nur die Planung und die Erstellung, sondern auch der Rückbau, eine mögliche Wiederverwendung oder die Entsorgung. Mit der Modulbauweise können Nutzungsänderungen, Erweiterungen oder Standortänderungen sehr einfach realisiert werden. Das sind überaus schlagkräftige Argumente. Und kommt keine Wiederverwendung infrage, können alle Bauteile dem Recycling-Kreislauf zugeführt werden. 

Was für Möglichkeiten bietet Alho seinen Partnern sowie Architekten?
Unsere Modulgebäude bieten hochwertiges Bauen ohne planerisches Risiko. Die Entscheidung, welche Leistungsbereiche dabei abgefragt werden, liegt ganz bei den Planungs- und Projektverantwortlichen. Das interne Planungsteam steht Architekten bei der Erstellung individueller Modulbauentwürfe beratend zur Seite. Alternativ können wir auch jeden konventionell geplanten Grundriss für die Modulbauweise aufbereiten. Als Partner für den Rohbau erstellen wir diesen aus dreidimensionalen Raummodulen, die in unseren modernen Werkshallen vorgefertigt werden. Jedes Modul besteht aus Boden, Decke und Aussenwänden. Durch Reihung und Stapelung wird ein „geschlossener“ Rohbau erstellt. Gerne übernehmen wir anschliessend auch die Realisierung der Gebäudehülle, der vorgefertigten Gebäudetechnik sowie des Innenausbaus. Beim Einbau der Gebäudetechnik ist die ausgeklügelte modulare Vorfertigung der einzelnen Medien nur zusammen mit starken Partnern möglich. Beim Innenausbau bieten wir den Vorteil, dass wir im Werk sehr viel vorfertigen und so die Bauzeit noch einmal enorm reduzieren können. 

Wie ist die Modulbauweise bei Planern und Nutzern in der Schweiz akzeptiert?
Die Modulbauweise gewinnt zunehmend an Akzeptanz. Diese ist getrieben durch Umwelt- und Technologiethemen. Wir spüren bei jungen Planern und Architekten eine hohe Affinität zur Digitalisierung und damit auch zu innovativen Bauweisen. Wir sind überzeugt, dass wir in zehn Jahren eine ganz andere Bauwelt haben werden. Unsere Erfahrung bezüglich der Akzeptanz der Nutzer ist, dass die Gebrauchstauglichkeit im Zentrum steht. Es geht nicht primär um die Bauweise oder die Materialisierung, sondern um die Funktionalität der Gebäude.  

Welche Tendenzen sehen Sie für die Modulbauweise in der Schweiz?
Dem Modulbau wird schon in naher Zukunft eine viel bedeutendere Rolle zukommen.  Denn betrachtet man aktuelle Themen wie graue Energie, CO2, Ressourcenverknappung und verbindet diese mit Aspekten wie Industrie 4.0 und BIM, wird modulares Bauen zur favorisierten Bauweise. Die starke Nachfrage nach Wohnräumen und die immer schneller ändernden Anforderungen durch die Gesellschaft, Arbeitswelt und Mobilität fordern zudem, dass effizienter gebaut wird. Wir werden früher oder später aus finanz- und energietechnischen Gründen nur noch modular bauen. Es gibt bereits ganz konkrete Bestrebungen, auch im Bereich der Gebäudetechnik, modular und vorgefertigt zu produzieren. Ein riesiger Vorteil besteht auch darin, dass Gebäude, die in modularer Bauweise erstellt wurden, jederzeit komplett demontabel sind.

Thema Gestaltungsvielfalt: Was ist bezüglich Fassadengestaltung alles realisierbar?
Modulgebäude sind keine Bauten von der Stange, sondern von Architekten individuell entworfene Gebäude. Bei der Grundrissplanung bieten sie alle Freiheiten – unabhängig voneinander in jedem Geschoss. Und auch bei der Fassadengestaltung ist in der Modularchitektur von Alho grundsätzlich alles realisierbar, was auch konventionelle Bauweisen bieten. Formal können Architekten die konstruktiven Möglichkeiten der Modulbauweise an der Fassade eindrucksvoll ausspielen und zum Beispiel Eingangsbereiche mit auskragenden Erkern betonen. Module können versetzt vor- oder zurückspringend angeordnet werden. Ebenso sind frei auskragende Balkone und Loggien möglich, der Fassade vorangestellte oder an filigranen Hängekonstruktionen befestigte Balkone.

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