Wo Realität zur Illusion wird

Vanessa Kammermann hat vor drei Jahren ein Museum in Zürich eröffnet. Im Museum verschwimmen zwar Realität und Illusion. In der realen Welt ist es aber so erfolgreich, dass die Wow-Frau nun die Expansion nach Deutschland wagt

Vanessa Kammermann, Mutter von vier Kindern, ist eine wahre Powerfrau. Sie strahlt vor Energie und Kreativität. Obwohl sie ursprünglich Verkehrswissenschaften studiert hatte und als Eventmanagerin arbeitete, führte eine inspirierende Reise nach Japan, Australien und Neuseeland zu der Idee, ein Museum zu gründen. In Neuseeland besuchte sie das Puzzling World, das sie begeisterte und sie dazu motivierte, etwas Ähnliches in Zürich zu schaffen. Vanessa und ihr Ehemann Matthias waren überzeugt, dass diese Idee erfolgreich sein würde, und obwohl sie im selben Jahr ihr viertes Kind erwarteten, setzten sie ihr Herzensprojekt durch. Sie fanden eine Bank, die ihr Konzept unterstützte, eine erschwingliche Location und die Agentur Aroma als Partner. Sie finanzierten alles mit ihrem eigenen Privatvermögen.

Das Museum umfasst zwölf Räume auf drei Etagen mit optischen Illusionen, Sinnestäuschungen, Farb- und Lichtspielen. Die Besucher werden ermutigt, ihre Wahrnehmung zu hinterfragen und Dinge zu sehen, die man nicht anfassen kann, Farben, die sich je nach Umgebung verändern, und Spiegel, die verzerrte Versionen reflektieren. Smartphones sind im Wow fast unverzichtbar, um die verschiedenen Funktionen zu erklären und Aha-Momente festzuhalten. Das Museum bietet auch die Möglichkeit, sich in andere Welten zu versetzen, beispielsweise auf einen scheinbaren Balkon mit unendlicher Tiefe, der durch einen Spiegelboden erzeugt wird. Es gibt auch ein riesiges Kaleidoskop, das das eigene Spiegelbild tausendfach reflektiert. Die Perspektive wird immer wieder relativiert, und es gibt viele Überraschungen. Das Museum hat mittlerweile acht festangestellte Mitarbeiter und zwanzig temporäre Kräfte beschäftigt und verzeichnete im letzten Jahr über eine Million Besucher.

Nun bringt das Wow-Museum noch mehr Wow-Momente nach Zürich und ausserhalb des Museums. Die „City Rally“ ist ein Stadtspaziergang voller Illusionen in Zürich. In Teams von drei bis fünf Personen absolviert man verschiedene Stationen und spielt dabei um Zeit. Ziel: möglichst viele Wow zu erleben, die Stadt mit neuen Augen zu entdecken und dabei verschiedene Challenges im Team zu lösen. Der Stadtspaziergang durch die Innenstadt funktioniert per digitalem Guide, dem sogenannten City Rally Guide, auf dem eigenen Device. Willow, der Museumswichtels, führt dabei Regie. Zugang erhält man, sobald man die gewünschte Startzeit gebucht hat.

„Die Teilnehmenden werden an ganz spezielle Orte und Stationen geführt“, sagt Vanessa Kammermann, Inhaberin und Gründerin des Wow-Museums. „An jeder Station gibt es eine Challenge zu lösen. Wer alle Herausforderungen gelöst hat, erhält Zugang zu einem geheimen Ort von Willow. Das schnellste Team gewinnt.“ In jedem Team gibt es zudem drei verschiedene Rollen.

Welche Stationen alle man erlebt, ist ein Geheimnis. So viel sei verraten: „Bei einer Station hat man einen tollen Blick über die Stadt Zürich“, so Debby Zarriello, Museumsleitung Wow-Museum. „Wir haben unseren Museumswichtel Willow versteckt, und dieser soll gefunden werden. Sein Versteck ist zugleich das Lösungswort, das hilft, eine Station weiterzukommen.“

Die Kammermanns erweitern ihre Idee international und werden bald ein weiteres Wow-Museum in München an prominenter Lage eröffnen. Wieso in München? „Wir haben einige Städte eruiert, aber es hat nie richtig gepasst“, sagt die Museumsgründerin: „In München haben wir bei der Suche jemanden kennen gelernt, der das Potenzial erkannt hat und mit uns zusammen das Projekt entwickelt.“ Das Wow-Museum München mit 500 Quadratmetern wird mitten in der Innenstadt gebaut, direkt beim Isartor. Vermieterin ist die Versicherungskammer Bayern. Die Vorarbeiten laufen auf Hochtouren. Auch wenn die Arbeiten etwas komplizierter seien als gedacht, da der Neubau nach dem Ausziehen des Vormieters mehr Aufwand benötige. Dafür ist die konzeptionelle Planung in vollem Schwung. „Wir sind hier in Zürich mitten in der spannenden Ideenfindung zusammen mit der Agentur Aroma“, sagt Vanessa Kammermann. Vor Ort in München arbeitet sie mit einem Generalunternehmer und von ihm beauftragten Firmen zusammen. „Die Münchner Handwerker haben sich das Zürcher Wow alle schon angeschaut und wissen in etwa, was auf sie zukommt.“ Die Eröffnung des Wow-Museums München ist per März/April 2024 geplant.

Hier verlierst du den Boden unter den Füssen. Diese Räume voller Illusionen bringen Besucher:innen ganz schön durcheinander.

Text: Chrisitan Greder

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