Très bien(ne)!

Die Vielfalt ist in Biel Programm: Gerade noch inmitten der farbenfrohen, lebendigen Altstadt findet man sich nur wenige Minuten später in den umliegenden, ruhigen Rebhängen rund um den Bielersee wieder.

Zweigleisig
Vor allem in der ruhigeren Winterzeit kommt diese Diversität zur Geltung, wenn man sich vom hell beleuchteten Zentrum in die schneebedeckten Landstriche am Tessenberg begibt. Kennzeichnend für diese Region ist nur nicht nur die Zweisprachigkeit sondern sind insbesondere die gebaute Landschaft aus Jurakalk, die Präsenz kleiner Handwerksbetriebe und der Hang zum guten Genuss. Doch nicht nur die historische Altstadt mit ihren facettenreichen Fassaden verzaubert Architekturaffine, sondern auch die mal mehr und mal weniger bekannten Orte rundherum. Besonders hebt sich der neue ikonographische Hauptsitz von Swatch hervor, der sich entlang der neu gestalteten Uferpromenade schlängelt. Gleich daneben bringt ein ehemaliger Fussballplatz auf dem Terrain Gurzelen die Gemeinschaft mit Konzerten, Festen und Schrebergärten zusammen, trumpft mit einen Rasentennisplatz auf und zeigt eine komplett konträre Architektursprache. 

Dorfidylle
Nur wenige Fahrtminuten von der Uhren-Metropole gelegen, entkommt man in Ligerz der städtischen Dichte und kann beim Schlendern durch die Weinreben die frische Seeluft geniessen. Das Dorf in typischer Zeilenbauweise verzaubert mit seinem ruralen Charme, lädt zum Spazieren am Ufer ein und ist Ausgangspunkt für die Bootsfahrt auf die St. Petersinsel im Bielersee.Neben dieser Wasserstrasse führt eine weitere Anbindung – diesmal über Land – in das höher gelegene Prêles: Die Standseilbahn, genannt „Vinifuni“, führt durch die malerische Weinberge hinaufin das Dorf und erlaubt dabei ein beeindruckendes Panorama über den See. Das Besondere an dieser Verbindung ist ihr Startpunkt in einer deutschsprachigen Gemeinde und ihre Endhaltestelle in einer französischsprachigen – eine Reise durch Raum und Sprache.

Aussichtsreich
Prêles erstreckt sich in aussichtsreicher Lage am Südrand des Tessenberg-Plateaus oberhalb des Bielersees und somit auch nur in kurzer Distanz zu Biel. Bei klarem Himmel eröffnet sich ein Panorama über das Schweizer Mittelland bis hin zu den Alpen. Bis Mitte des 20. Jahrhunderts war das Dorf hauptsächlich von der Landwirtschaft geprägt und entwickelte sich über die Jahre zur Wohngemeinde. So entstand südwestlich des Dorfes ein ausgedehntes neues Wohnquartier. Doch noch heute finden in der Umgebung unzählige alte Bauernhäuser und -stadel, die heutzutage vermehrt liebevoll saniert und mit viel Feingefühl wiederaufgebaut werden – für Liebhaber historischer Architektur ein kleines Paradies. Eine weitere Perle auf dem Tessenberg ist das nach einem Brand neu errichtete „Hotel de l’Ours Preles“, welches seit 1899 ein Teil des Gemeindezentrums ist. Im Rahmen des neuen Konzepts finden hier nun grosszügige Hotelzimmer, ein Seminarraum, eine stilvolle Cocktailbar – untertags ein kleines Café – sowie gewerbliche Nutzungen unter einem Dach Platz. Der gekonnte Stilmix verschiedener Materialien gemeinsam mit grossen Fensterflächen und der Lobby mit Vintage-Elementen lassen eine gemütliche Atmosphäre entstehen und sich herzlich willkommen heissen. Den Mittelpunkt im neu aufgebauten Hotel präsentiert eindeutig der Kamin in der Lounge, vor welchem sich der Abend bestens mit einem Gin der lokalen Destillerie „Gagygnole“ dreier Brüder aus Souboz ausklingen lässt.

Kunstvoll
Gute erholt, führt der Ausflug weiter durch das Berner Jura und macht einen Zwischenstopp in der Abtei von Bellelay. Historische Dokumente bestätigen tatsächlich die Gründung dieser zwischen 1140 und 1142. Bewohnt wurde sie von dem Orden der Prämonstratenser, die sich zum Ziel setzten, wilde Sumpfgebiete in fruchtbares Land umzuwandeln. Man gibt jedoch zu, dass der Ort, wo die Abtei von Bellelay angelegt worden ist, sorgfältig ausgewählt wurde. 1891 kaufte der Kanton Bern jedoch die ganze Besitzung von Bellelay, in welchen heute das kantonale Spital „Psychiatrische Dienste Berner Jura – Biel-Seeland“ untergebracht ist. Die prächtige Abteikirche hingegen, die als historisches Bauwerk eingetragen ist und um 1960 restauriert wurde, ist heute ein Künstlertreffpunkt und beherbergt jährlich wechselnd für musikalische oder bildnerische Künste – definitiv ein Grund, die beindruckende Abteikirche wieder zu besuchen.

Verzaubernd
Doch mit Sicherheit spricht für das Berner Jura viel mehr als der beeindruckende Sakralbau: Die Vielfalt in der Sprache, der Baukultur, des Traditionsreichtums als auch die Diversität der Landschaft überraschen in dieser Region immer wieder auf Neue. Ein Ausflugsziel, das vor allem auch im Winter ein besonderer ist, wenn man grossen Touristenströmen entkommen möchte, sich vom Glitzern der vielen Lichter im Schnee verzaubern lassen möchte und die bunten Fassaden im flackernden Kerzenschein bestaunen möchte.

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