Schattenspiele. Im Modulør 04/22 widmen wir uns der Lichtgestaltung und dem Lichtdesign, die massgeblich an unserer Wahrnehmung beteiligt sind und zudem die Architektur mitgestalten.
„Zuerst prägt der Mensch den Raum, dann prägt der Raum den Menschen“, hat Winston Churchill einmal gesagt. Hiermit bringt der ehemalige britische Premierminister das komplizierte Wechselspiel von Raum und Psyche auf den Punkt, denn die Umgebung, in der wir uns befinden, wirkt sich immer auf uns Menschen aus. Hier spielt insbesondere das Licht eine grosse Rolle: Es beeinflusst unseren Biorhythmus sowie unsere Stimmung, vermittelt Emotionen, schafft Atmosphäre, lässt uns Oberflächen wahrnehmen und macht den Raum bzw. dessen Umgebung erst sichtbar. Mit der bewussten Gestaltung unserer (gebauten) Umwelt mithilfe von Licht beschäftigen sich Lichtplaner tagtäglich und beziehen dabei die energetischen Aspekte, den verantwortungsvollen Umgang mit der Landschaft, der Tier- und Pflanzenwelt sowie den natürlichen Lebens- und Tagesrhythmus der Menschen mit ein.
Als eigene Disziplin wurde die Lichtplanung erst mit der Perfektionierung des Kunstlichts, aber auch der weiteren architektonischen Ausdifferenzierung der Tageslichtlenkung begründet – die elektrotechnische Revolution Anfang des 19. Jahrhunderts spielte hierin ein grosse Rolle.
Doch von der Lichtplanung nach heutigem Verständnis spricht man erst seit Joachim Teichmüller, dem Gründer des ersten deutschen Instituts für Lichttechnik in Karlsruhe. Er entwickelte den Begriff „Lichtarchitektur“ und definierte das Medium als gleichwertigen Baustoff der Architektur. Mit der terminologischen Differenzierung von Richard Kelly wurde dann bereits in der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts ein Paradigmenwechsel vollzogen: Die qualitative Lichtplanung orientierte sich nicht mehr am Baustoff Licht, sondern an der wahrnehmungspsychologischen Wirkung. Wohin sich die Lichtplanung entwickeln wird, der vielfältigen Bedeutung von Licht und Schatten sowie dem heutigen Berufsbild des Lichtplaners gehen wir in dieser Ausgabe nach.
Mehr über die Entwicklungen rund um das Wohnen, der Bedeutung des Wohnens und den Grenzen des Wohnraums finden Sie in unserer neuesten Ausgabe.