Was passiert, wenn zwei Appenzeller Jungs mit einer gemeinsamen Leidenschaft für das Skifahren und Holzverarbeitung beschliessen, ihre Träume auf Ski weiterleben zu lassen?
Ein Unternehmen wie Timbaer entsteht – handgefertigte Ski mit Charakter, die auf Nachhaltigkeit und Perfektion setzen.
Wenn du Timbaer hörst, denkst du an Ski? Gut, aber dann denkst du noch nicht weit genug. Hinter diesem Namen steckt so viel mehr – eine Geschichte von Freundschaft, Mut und der Liebe zum Detail. Andreas Dobler und Dano Waldburger sind nicht einfach nur Skihersteller, sie sind die Architekten einer neuen Ära des Skibaus. Die beiden ehemaligen Skirennfahrer und gelernten Schreiner hatten genug vom Massenmarkt. Warum auf langweilige, industrielle Produkte setzen, wenn man selbst etwas erschaffen kann, das nicht nur funktioniert, sondern auch Seele hat?
Alles begann mit einer Idee und einem Handschlag auf dem Sessellift
„Wir hatten einfach die Idee, ein eigenes Produkt auf den Markt zu bringen“, sagt Dano Waldburger lachend. Was als Abschlussarbeit von Andreas Dobler begann, wurde bald zu einer ernsthaften Geschäftsidee. Ein Ski, der sich durch Flexibilität und Präzision auszeichnet und dabei auch noch aus nachhaltigen Materialien besteht – das war die Vision. Klar, der erste Prototyp war nicht perfekt, aber er hatte das gewisse Etwas. Und dieses Etwas haben die beiden nie aus den Augen verloren.
Heute, fast ein Jahrzehnt später, hat Timbaer mehr erreicht, als sie sich jemals träumen liessen. Ihre Werkstatt in Steinegg, Appenzell, gleicht einer kreativen Holzschmiede. Hier entstehen handgefertigte Ski, die auf den ersten Blick aussehen wie normale Ski, aber jeder Ski ist ein Unikat, das in einer kleinen, aber feinen Produktion entsteht. „Wir produzieren nicht für die Masse, sondern für die Menschen, die verstehen, was Qualität wirklich bedeutet“, erklärt Dano Waldburger. Der Kern der Ski besteht aus Bambus, das Deckblatt aus Walnuss oder Schweizer Naturfaserpapier.
„Holz ist unser Element“, sagt Dano Waldburger und schaut über die Werkbank, wo die nächsten Ski bereits in der Produktion sind. „Wir beide sind Schreiner mit Herz und Seele. Es war von Anfang an klar, dass Holz das zentrale Element in unseren Ski sein muss. Aber nicht nur das: Nachhaltigkeit gehört bei uns dazu, ohne dass wir es an die grosse Glocke hängen müssen.“ Während die grossen Player noch darüber nachdenken, wie sie ihre Produktion grüner gestalten können, haben Andreas und Dano das längst umgesetzt. Bambus, Naturfasern, lokal bezogene Hölzer – Timbaer steht nicht nur für Handarbeit, sondern auch für Nachhaltigkeit.
Doch Timbaer ist nicht nur ein Skiunternehmen. Neben den preisgekrönten Skimodellen entstehen in der Manufaktur auch formvollendete Stühle. „Warum nur Ski, wenn man auch Möbel aus Holz machen kann?“, sagten sich die Jungs von Timbaer. Die Idee war naheliegend. Die Kunden, die in die Werkstatt kamen, um ihre Ski abzuholen, waren die gleichen, die sich auch für hochwertiges Möbeldesign interessierten. „Es hat einfach gepasst“, erklärt Dano Waldburger. „Unsere Ski haben Charakter, und genau das wollen die Leute auch bei ihren Möbeln.“ Timbaer-Stühle sind kein Massenprodukt, sondern zeitlose Stücke, die sich perfekt in jedes Zuhause einfügen – besonders in Ferienwohnungen in den Alpen, wo viele Timbaer-Kunden ihre Ferien verbringen.
Ein Alleinstellungsmerkmal ist ihre Verbundenheit zur Heimat
Mit dem Appenzeller Tourismus haben sie das „Skierlebnis Appenzell“ ins Leben gerufen. Hier können Kunden nicht nur ihre Ski direkt in der Werkstatt abholen, sondern sie gleich auf den Pisten der Ebenalp-Horn testen. Und was gibt es nach einem Tag auf der Piste Besseres, als ein Abendessen mit den Gründern höchstpersönlich? „Wir wollten, dass die Leute nicht nur unsere Ski fahren, sondern auch verstehen, wer wir sind und was uns antreibt“, sagt Dano Waldburger. Denn für die beiden ist Timbaer mehr als nur ein Geschäft – es ist ihre Leidenschaft, ihre Philosophie, ihr Lebenswerk.
„Wir bleiben klein, aber fein“, ist das Motto von Timbaer. 400 Paar Ski produzieren die beiden jährlich, mehr ist nicht drin. „Wir könnten mehr machen, aber dann müssten wir Kompromisse eingehen. Und das kommt für uns nicht infrage“, sagt Dano entschlossen. Sie haben in eine hochmoderne CNC-Maschine investiert, die es ihnen ermöglicht, ihre Produktion effizienter zu gestalten, ohne die Qualität zu beeinträchtigen. Eine industriell getriebene Massenproduktion ist aber weiterhin ausgeschlossen. „Unsere Ski sind nicht nur Produkte, sie sind Geschichten auf zwei Brettern – und die wollen wir so persönlich wie möglich halten“, erklärt Dano.
Was bringt die Zukunft für Timbaer?
Neue Modelle, ja. Aber keine Snowboards – das überlassen sie lieber denen, die sich damit auskennen. „Wir bleiben bei dem, was wir am besten können: Ski bauen, die Fahrspass und Stil vereinen.“ Die nächsten Schritte sind bereits in Planung: „Wir haben immer wieder Ideen, wie wir unser Portfolio erweitern können, aber es muss zu uns passen“, erklärt Dano. „Wir sind nicht daran interessiert, jedem Trend hinterherzulaufen. Unser Fokus bleibt auf dem, was uns ausmacht: Handwerk, Holz und der pure Fahrgenuss.“
Timbaer ist ein Paradebeispiel dafür, dass man mit Leidenschaft, einem klaren Konzept und einer unermüdlichen Hingabe etwas ganz Besonderes erschaffen kann. Und wer einmal einen Timbaer-Ski unter den Füssen hatte, weiss, dass diese Bretter die Welt bedeuten – zumindest die Welt der Skipisten.
©Thomas Biasotto
Bretter, die die Welt bedeuten: Wo handgefertigte Ski und Möbel aus Appenzell nicht nur funktionieren, sondern auch Geschichten erzählen.