Bereits zum fünften Mal öffnen in Basel rund hundert Gebäude ihre Türen und lassen somit Architektur aller Epochen für jeden zugänglich werden. Im Rahmen des diesjährigen Open House Basel vom 6. und 7. Mai wird auch das ansonsten private Stadthaus an der Furkastrasse erfahrbar, das das Thema der inneren Verdichtung aufnimmt und sich dabei in den festgelegten Zonenplan einpasst. Piotr Brzoza und Daniel Kiss von XM Architekten ist es hier gelungen, eine Balance zwischen der Einbettung in die Gestaltungslogik der Nachbarschaft sowie der Kohärenz mit eigener Form und Bauzeit zu schaffen. Wir haben bei den Basler Architekten nachgefragt.
Ihre Architekturpraxis beruht auf der Prämisse, einen Beitrag zu einem symbiotischen, ressourcenschonenden Ökosystem zwischen Mensch und Umwelt zu schaffen. Wie hat dieses Thema den Entwurf für das Haus an der Furkastrasse in Basel beeinflusst?
Boden stellt für uns eine der wichtigsten Ressourcen in der Nachhaltigkeitsdiskussion zur Architektur dar – deshalb ist hochqualitative urbane Verdichtung nicht nur von sozialer, sondern gleich von hoher ökologischer Relevanz. Die Möglichkeit, die Ausnutzung an diesem Ort mehr als zu verdoppeln, bei gleichzeitiger Steigerung der räumlichen Qualität und der radikalen Minimierung des Energiebedarfs, wegen dem baufälligen Zustand der Bestandsbaute haben dabei den Ersatz gerechtfertigt. Im so entstandenen Neubau wurde ein vielfältiger Bezug der einzelnen Ebenen zum gewachsenen Terrain und ein gezielter Umgang mit den Fassadenöffnungen möglich, sodass die Innenräume in wechselseitiger Beziehung zum nachbarschaftlichen Strassenraum und zum durchgrünten Innenhof gesetzt wurden. Sie sind so nicht nur als Bestandteile des Hauses, sondern zugleich als Teil des Quartiers und der Stadt erlebbar.
Ein weiteres grosses Thema in diesem Projekt ist die innerstädtische Nachverdichtung. Worin bestehen hinsichtlich dieser baulichen Tendenz die grössten Herausforderungen? In Baunormen und -rechten oder doch eher im Anknüpfen an den Bestand?
Die normative Entwicklung ist bei der Nachverdichtung sehr wichtig: Sie setzt sowohl den notwendigen Rahmen, und zugleich müssen ihre sozialräumlichen Konsequenzen städtebaulich im breiteren Kontext durchdacht und geplant werden. Dann aber von einzelnen Bauten ausgehend, wird dies zu einem äusserst anspruchsvollen und spannenden architektonischen Thema. Wie knüpfen wir an, ohne nachzuahmen, wenn der Zeitgeist und Rahmenbedingungen ja nicht dieselben sind? Wie pflegen wir die urbane Vielfalt, ohne die stadträumliche Kontinuitäten zu verlieren – auch als Alternative zu der Monotonie grossmassstäblicher Investorenprojekte. Innerhalb immer dichter werdender Städte qualitätsvolle Lebensräume zu erschaffen, die das urbane Wohnen zelebrieren und nicht als Kompromiss erscheinen lassen, heisst es demnach umzusetzen.
Open House zeigt jährlich aktuelle Entwicklungen in der Architektur und macht diese einem breiten Publikum zugänglich. Was erhoffen Sie sich von der Veranstaltung, bzw. was sind Ihre Erwartungen?
Dieses Veranstaltungsformat leistet einen enormen Beitrag zur Entwicklung und Popularisierung der Baukultur – sowohl im Austausch unter Kolleginnen und Kollegen als auch für das breitere Publikum. Wir haben das Angebot selbst oft genutzt und hoffen nun, mit unserem Projekt einen Beitrag zur Diskussion rund ums städtische Wohnen leisten zu können und zu Neuinterpretationen für die Eigenschaften der alten bürgerlichen Stadthäuser aufzurufen.
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