Welche Auswirkungen kollektives Wohnen auf die Architektur hat erforscht Luzia Vogt in ihrem interaktiven und multimedialen „Wohnlabor“.
Wie gewohnt werden kann, gibt uns grösstenteils die Architektur vor: Sie bestimmt wie viele Personen einziehen werden und wie letztendlich das Alltagsleben aussehen wird. Dabei drücken die bestehenden Wohnungsformen sowohl die Bedürfnisse der Bewohner als auch die bisher gültigen gesellschaftlichen Normen unserer Gesellschaft aus. Da das Modell der bürgerlichen Kleinfamilie immer noch eine der dominantesten Lebensformen darstellt, sind in der Schweiz auch hauptsächlich entsprechende Wohnformen wie das Einfamilienhaus oder die Familienwohnungen zu finden. Dass es daneben jedoch auch ein starkes Bedürfnis nach anderen Typologien von Wohnungen gibt, zeigt sich in den zahlreichen Wohnprojekten, die sich selbst als „alternativ“ bezeichnen, oder als solche in den Medien betitelt werden.
In Luzia Vogts künstlerischer Arbeit dem „Wohnlabor“ stehen kollektive und somit alternative Wohnformen im Zentrum wie das Hallenwohnen. Diese Form des gemeinschaftlichen Wohnens wurde dieses Jahr an der Zollstrasse in Zürich eröffnet – die ersten legalen Hallenwohnungen, die bereits von mehreren Kollektiven bewohnt und nach eigenen Bedürfnissen ausgebaut werden. Dass es diese Wohnform nun in die Legalität geschafft hat und nun spezifisch Hallen zu diesem Zweck erbaut werden, zeigt das bestehende gesellschaftliche Interesse an dieser Wohnweise. So ist Luzia Vogt Mitinitiantin der kürzlich gegründeten IG Hallenleben, in der sich die Gleichgesinnten über kollektive Raumnutzung und ihre baulichen sowie institutionellen Massnahmen austauschen.
Gemeinsam mit Kein Museum möchte die Kuratorin in einem interaktiven und multimedialen „Wohnlabor“ diverse architektonische Elemente des kollektiven Wohnens genauer untersuchen und das Wohnen als soziale Praxis ins Zentrum rücken. Nicht nur können modulare Wohninfrastrukturen ausgetestet werden, auch werden die Besucher:innen eingeladen zu erproben, welche Visionen in kollektiven Wohnformen lebbar gemacht werden können und mit welchen Mitteln.
Bis 5.9.2021 im Kein Museum, Mutschellenstrasse 2, 8002 Zürich
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