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Eileen Gray und das Haus am Meer: E.1027

Die stille Revolution der Eileen Gray – eine filmische Hommage an Architektur
und künstlerische Freiheit. Der Dokumentarfilm „E.1027 – Eileen Gray und das
Haus am Meer” wird nach seiner Premiere am ZFF 2024 in den Schweizer Kinos
zu sehen sein. Unter der Regie von Beatrice Minger, mit Christoph Schaub als
Co-Regisseur, erzählt der Film die faszinierende Geschichte der irischen Designerin und Architektin Eileen Gray. Ihr avantgardistisches Haus E.1027, das sie 1929 an der Côte d’Azur entwarf, gilt bis heute als ein Meisterwerk der modernen Architektur und als Ausdruck ihrer einzigartigen Vision.

Gray, eine der ersten Architektinnen ihrer Zeit, entwarf das Haus gemeinsam mit ihrem damaligen Partner Jean Badovici. Die kryptische Kombination ihrer Initialen mit den Zahlen von Badovicis Namen formte den Namen des Hauses: E.1027. Es war eine bahnbrechende Leistung einer Frau, die sich in einer von Männern dominierten Disziplin behauptete. Das Haus selbst besticht durch seine klaren Linien, raffinierte Raumaufteilung und die harmonische Verbindung mit der umgebenden Küstenlandschaft von Roquebrune-Cap-Martin.

Der Film geht jedoch weit über die reine Architekturdokumentation hinaus. Im Zentrum steht die vielschichtige Beziehung zwischen Gray und Le Corbusier, der das Haus nach seiner Entdeckung mit seinen berühmten Wandmalereien „verschandelte“, wie Gray es empfand. Diese Malereien, die ohne ihre Zustimmung angebracht wurden, symbolisieren den jahrzehntelangen Kampf um die Kontrolle und Interpretation von Grays Werk. Le Corbusier, einer der bedeutendsten Architekten des 20. Jahrhunderts, errichtete später sein eigenes Haus, Le Cabanon, direkt neben E.1027 und beanspruchte so den Raum, den Gray für sich geschaffen hatte.

„E.1027 – Eileen Gray und das Haus am Meer” erzählt diese Geschichte des kreativen Konflikts und der Machtkämpfe mit einem besonderen filmischen Ansatz. Der Film, der sowohl dokumentarische als auch fiktionale Elemente vereint, erweckt die Innenwelt von Eileen Gray zum Leben. Ihre innere Stimme begleitet die Zuschauer auf einer visuellen Reise durch das Haus und die Ereignisse, die es geprägt haben. Archivmaterialien, Interviews und filmische Rekonstruktionen verweben sich zu einem einfühlsamen Porträt einer Künstlerin, die stets im Schatten ihrer männlichen Kollegen stand.

Beatrice Minger und Christoph Schaub verzichten bewusst auf den Anspruch, eine historische Wahrheit wiederzugeben, vielmehr setzen sie auf künstlerische Freiheit. Dieser abstrakte, fast poetische Ansatz ermöglicht es, die Komplexität von Grays Werk und ihrer Persönlichkeit zu erfassen, ohne sie in ein starres Narrativ zu pressen. Mingers Entscheidung, keine Zeitzeugen oder Experten zu Wort kommen zu lassen, verleiht dem Film eine eigenwillige und originelle Perspektive. Der Fokus liegt auf der emotionalen und künstlerischen Welt von Eileen Gray – ein Blick, der selten gewagt wurde, obwohl sie heute als eine der wichtigsten Figuren der modernen Architektur gilt.

Nach ihrer Zeit in E.1027 zog sich Eileen Gray aus der Öffentlichkeit zurück, doch ihre Arbeit blieb stets im Mittelpunkt ihres Schaffens. Die Villa Tempe à Pailla, die sie später baute, ist ein weiteres Beispiel für ihre innovative Herangehensweise an Raum und Design. Grays Werke werden heute in den renommiertesten Museen weltweit ausgestellt und gehören zu den begehrtesten Designobjekten.

Der Film „E.1027 – Eileen Gray und das Haus am Meer” ist nicht nur eine Hommage an Grays Architektur, sondern auch eine visuelle Reflexion über den kreativen Prozess und die Herausforderungen, denen sich Frauen in der Kunstwelt gegenübersehen. Er bietet einen tiefen Einblick in das Leben und die Arbeit einer Künstlerin, die ihrer Zeit weit voraus war, und fordert gleichzeitig zur Auseinandersetzung mit der Rolle von Frauen in der modernen Architektur auf.

E.1027: Sie baute ein Haus für sich selbst. Leider wurde es ein Meisterwerk.

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