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Bonstetten (1998 – 2012)

Dr. Urs Wiederkehr ist Bauingenieur und Leiter des Fachbereichs Digitale Prozesse auf der Geschäftsstelle des Schweizerischen Ingenieur- und Architektenvereins (SIA). Für diese sechsteilige Kolumne besucht er 2021 seine bisherigen Wohnorte und transformiert Erinnerungen ins Heute.

Zwei neue Kirchen in vier Jahren und der Rückzug von Institutionen aus dem Dorfgeschehen
Berufliche Veränderungen haben 1998 dazu geführt, dass Gaby und ich unsere Siebensachen in Wetzikon gepackt haben und auf die andere Seite des Kantons Zürich, nach Bonstetten im Knonaueramt, umgezogen sind. Wiederum ist die Bevölkerungsentwicklung rasant gestiegen: Von etwa 3700 Einwohnerinnen und Einwohnern bei unserem Zuzug auf 5600 im letzten Jahr – ein Zuwachs von über 50 Prozent in 22 Jahren.

Das Konzept des Nostalgie-Rundgangs hat sich ein weiteres Mal bewährt, und ich konnte einige Analogien ziehen: Trotz Ablehnung der Initiative Autobahnfreies Knonaueramt, einer der drei Kleeblattinitiativen im Jahr 1990, hat Bonstetten profitiert: Dank des Islisberg-Tunnels der A4 dient die Ebene bis zur Grenze zum Kanton Aargau weiterhin als Landwirtschafts- und Naherholungsgebiet. Darüber hinaus blieb auf der Hochebene Feldenmaas die Langlaufloipe auf der Anhöhe Richtung Affoltern am Albis in der letzten Saison an zwanzig Tagen offen.

Baulich verändert hat sich insbesondere das Schachen-Quartier, der vom Dorf – glücklicherweise immer noch – durch eine grosse Grünfläche abgegrenzte Teil rund um den 1864 eröffneten Bahnhof. Der Bahnhof Bonstetten-Wettswil war der höchste Punkt der ersten Eisenbahnlinie von Zürich nach Zug und diente auch als Zubringer zum Gotthard. Erst 1892 wurde die Seelinie über Thalwil eröffnet. Auf meinen Reisen in den Süden bin ich so immer wieder an meinem Geburtsort umgestiegen.

Vermutlich ist diese Situation einmalig: Zwischen 2012 und 2016 sind 200 m voneinander entfernt zwei neue sakrale Gebäude eingeweiht worden: zuerst die Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage mit angegliedertem Gemeindehaus, vier Jahre später die katholische Kirche St. Mauritius. Einige Male habe ich im Schalterraum des alten Bahnhofgebäudes interveniert, wenn der Stationsbeamte Personen, die nach der katholischen Kirche gefragt haben, ins Dorfzentrum von Bonstetten geschickt hat. Damals ist die katholische Kirche im ehemaligen Restaurant Zum Bahnhof untergebracht gewesen. Erst 2005 hat ein Kirchturm die Situation klargemacht. Für den Neubau ist er um 20 m verschoben und um ein Element erhöht worden. Er wird in verschiedenen Farben beleuchtet. Die Glockenreliefs stammen vom Obwaldner Künstler Luke Gasser, dem Sohn des ehemaligen SIA-Präsidenten und -Ehrenmitglied Hans-Heini Gasser.

Grosse Veränderungen hat es beim Gewerbe gegeben: Schon 2009 hat das Restaurant Lärchenhof geschlossen, vor zwei Jahren dann auch die in der Nähe liegende Filiale der Zürcher Kantonalbank, wo angeblich zurzeit nicht einmal mehr der Bancomat funktionieren soll. In der Überbauung Burgwies beim Dorfplatz sind sowohl die Poststelle als auch der Laden der Landi verschwunden. Auch im Zentrum Heumoos stehen zwei Ladenlokale leer. Welche Wohltat, dass am Lochenweier das Gartencenter Guggenbühl im Jahr 2014 einen grosszügigen Neubau bezogen hat. Am Riegelhüsli zwischen reformierter Kirche und Gemeindehaus, dem gemeindeeigenen Veranstaltungsraum, wo Gaby und ich 1999 geheiratet haben, hat sich nichts geändert. Das ist hoffentlich ein gutes Zeichen.

Tipps:

Website der Gemeinde Bonstetten mit „Bonstetter-Film“

Langlauf-Loipe Feldenmaas

Kirchgemeinde St. Mauritius, Bonstetten, Stallikon, Wettswil

Kirche Jesu Christi der Heiligen der Letzten Tage, Gemeinde Bonstetten

Gartencenter Guggenbühl

Restaurant Löwen

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