Das Grundstück liegt in der Gemeinde Winkel ZH, erhöht, am Südhang mit spektakulärer Weitsicht bis zu den Alpen. Die örtlich gegebene Privatsphäre ermöglicht eine Architektur mit offenen, nach aussen orientierten Räumen. So entstand die Idee einer komplett offenen Wohnform, bei der die Grenzen zwischen innen und aussen verschmelzen und die Landschaft jederzeit spürbar ist. Diese – von der unmittelbaren Umgebung, über die Stadt, bis weit ins Mittelland – prägt das Lebensgefühl in diesem Haus der Architekten by Jung und Saina Nicolet.
Architektur
Eine innere Betonskulptur bildet den massiven Kern und das Zentrum des Hauses. Rund um die rohen Betonwände gliedern sich Wohnflächen, die sich nach aussen hin komplett öffnen. Die Fassade übernimmt keine statische Funktion. Opake Bauteile sind auf ein Minimum reduziert. Die Gebäudeform resultiert aus den baugesetzlichen Vorgaben: Ein zweiseitig zurückversetztes Obergeschoss liegt auf einem quadratischen Erdgeschoss. Eine ganzheitlich gedachte Tragstruktur verbindet die unterschiedlich grossen Geschosse systematisch zu einer Einheit. Die tragenden Bauteile verleihen dem Haus eine architektonische Logik und einen eigenständigen Charakter.
Tragstruktur
Eine Betonstruktur bildet die Basis und den inneren Kern des Hauses. Die massiven Wandscheiben gliedern den Grundriss in seine Haupträume und definieren die Zirkulation über beide Geschosse. Die Geschossdecken bestehen aus grossflächigen Holzelementen. Ausgehend vom Dachrand übernehmen einzelne punktuelle Auflager die periphere Lastabtragung. Zwei 30 cm hohe Balken tragen die auskragende Decke über dem Erdgeschoss während ein dritter Balken das Vordach auf der Westseite des Hauses stützt. Fragmente von Stützen und Balken verweisen auf das übergeordnete statische Konstrukt. Prinzipien und Abhängigkeiten werden sichtbar und lassen das Haus in seiner Gesamtheit erfassen.
Bauökologie/Nachhaltigkeit
Der grösste Teil der Holzkonstruktion besteht aus unbehandeltem Massivholz. Der Hochbau wurde modulweise vorfabriziert und mit wenigen Transporten am Ort platziert. Die additive Bauweise ermöglicht einen einfachen Rückbau und die Wiederverwendung der einzelnen Bauteile. Der Anteil an Beton wurde auf erdberührende und aussteifende Elemente reduziert.
Energiekonzept
Das Wohnhaus funktioniert weitgehend autark. Die vollflächige Verglasung der Südfassade ermöglicht eine optimale Nutzung der wärmenden Sonnenenergie. Dabei übernimmt der geschliffene Betonboden die Funktion als Wärmespeicher und Regulator. Das Heizsystem, die Erdsondenwärmepumpe, wird mit eigenproduziertem Strom von der Photovoltaikanlage angetrieben. Im Sommer werden die Glasflächen mit aussenliegenden Stoffmarkisen beschattet. Bei Hitzeperioden kann der Betonboden mittels Freecooling runtergekühlt und die abgegebene Wärme via Erdsonde in die Erde zurückgeführt werden. Das Erdreich wird dadurch regeneriert und die Effizienz der Anlage im Winter verbessert.
©Bela Zwygart
Text: by JUNG
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