Neben der Schwarzhornpiste auf der Lenzerheide steht ein Holzbau, der dank seiner unkonventionellen Fassade manch zweiten Blick der Skifahrerinnen und Wanderer erntet. Grund dafür ist die Struktur, die am traditionellen Strickbau angelehnt, aber völlig neu interpretiert ist. Kreativ und bewusst für die Formen der Alpenarchitektur ging das Architekturbüro Giubbini Architekten an die Entwurfsaufgabe für die Neugestaltung der Mottahütte.
Die Mottahütte auf 2277 m.ü.M im Skigebiet der Lenzerheide war mit seinen 30 Jahren in die Jahre gekommen und entsprach nicht mehr den heutigen Anforderungen – deswegen sollte sie einem Neubau weichen. Den offenen Wettbewerb zur Gestaltung dieses alpinen Projekts konnte 2015 das Churer Architekturbüro Giubbini Architekten für sich entscheiden.
Ein besonderes Tragwerk
Ihr Konzept zeigte einen Neubau, der noch als Hütte lesbar bleiben und trotzdem konstruktiv und architektonisch neue Lösungen aufzeigen sollte. Dafür wählten die Architektinnen und Architekten eine Konstruktionsweise, die den klassischen Strickbau neu interpretiert. Die normalerweise massive Holzkonstruktion wurde geöffnet, was einen lichtdurchfluteten Innenraum gewährleistet, und stellt sich beinahe als Filigranbau dar. Als Distanzhalter befinden sich zwischen den Balken schwalbenschwanzförmige Klötze, sogenannte „Rösslis“. Die geöffnete Konstruktion ist tragend – das gesamte Gewicht des ausladenden Satteldachs wird darüber abgeleitet. Herausfordernd war dabei der Anschluss des Dachs an die Wand, denn beim Strickbau muss mit einem Schwindmass von bis zu 16 cm gerechnet werden. Gelöst wurde dieser durch Gleitlager zwischen Wand- und Dachkonstruktion, die diese Toleranz aufnehmen sollen. Die Dämmschicht befindet sich hinter der offenen tragenden Konstruktion in Rahmenelementen. Dank der dunklen Ausführung deren Verkleidung erscheint die Fassade leicht und filigran. Ganz so leicht ist das Bauwerk jedoch nicht: Stolze 143 Tonnen wiegt der Holzbau.
Räumliche Organisation
Funktional ist die Mottahütte in drei verschiedene Bereiche gegliedert. Im Gastraum steht der Lounge-Bereich mit dem prominenten Kamin im Zentrum. Analog zur Fassade gliedert im Innenraum die neu interpretierte Strickbaukonstruktion den Gastbereich in verschiedene Zonen. So bilden sich Sitznischen aus, die mit langen Bänken möbliert sind und einen gemütlichen, hüttenähnlichen Charakter ausstrahlen. Dank der offenen Tragstruktur können Gäste den gesamten Innenraum überblicken und sind trotzdem gefasst. Quer zum öffentlichen Gebäudeteil befindet sich der im Hang verbaute Infrastrukturbereich. In diesem wurde auf eine praktische Lösung gesetzt, bei der Wege kurz gehalten und voneinander entkoppelt sind. Schlussendlich bildet die windgeschützte und leicht gestaffelte Terrasse den Empfang für die Gäste und den dritten Teil der Hütte.
Auf der Baustelle
45 Rotationen benötigte der Helikopter, um die Wand- und Deckenelemente zur Baustelle auf 2277 m.ü.M zu transportieren. In kürzester Zeit musste der Altbau abgerissen und der Neubau errichtet sein – lediglich die Zeit zwischen zwei Wintersaisonen stand den Bauarbeitern und Handwerkern zur Verfügung. Dank Vorfertigung im Werk konnte der Strickbau innerhalb von drei Wochen aufgestellt werden. Effizienz und einen gut geplanten Ablauf der Bauphase war entscheidend für die zuständigen Planerinnen und Planer. Ein besonderes Augenmerk wurde ebenfalls auf Ressourcenschonung gelegt: Spararmaturen, die Wiederverwendung des Grauwassers und eine Pelletheizung sind unter den Massnahmen, die einen möglichst geringen Energieverbrauch garantieren.
Projektkennzahlen
Gebäudefläche nach SIA 416: 1’215 m²
Gebäudevolumen nach SIA 416: 5’885 m³