Viel zu oft werden die Hauptakteure – die Kinder – beim Entwurf von Kindergärten und Schulen hinten angestellt und hingegen auf Normen und Co. fokussiert. Jedoch nicht beim Montessori Kindergarten von Mjölk architekti: Für sie sind Kindergärten aussergewöhnliche Gebäude, die den Kindern das Gefühl vermitteln sollen, dass die Welt ein wunderbarer und lustiger Ort zum Leben ist.
Ein Kakaokrümel in einem Duritglas. Das Sonnenlicht, das durch die Jalousien in das Zimmer fällt, in dem ich zu schlafen vorgebe, der Geruch der Laken in den winzigen Betten. Der schmale, düstere Korridor, der in die Gärten hinausführt. Tische mit Plastiktischdecken mit einem Muster aus rosa Blumen, altes Linoleum im Speisesaal – die Welt ist ein wunderbarer und lustiger Ort zum Leben und so auch Kindergärten. So haben Mjölk Architekti in Jablonec den Erweiterungsbau des Kindergartens mutig entworfen, ganz gemäss des Hauptkriteriums, Spass für die Kinder zu garantieren.
Keine Langeweile
Hierfür stellten sich die Architekten vor, wie viel Spass es machen würde, durch die Badezimmer zwischen dem alten und dem neuen Teil des Gebäudes hin und her zu laufen. Sie wollten es möglich machen, aus dem Anbau auf eine grosse Betonterrasse zu klettern, wo die Kinder sicher sind und gleichzeitig so viel Freiheit wie möglich haben. Zudem wurde auf dem Dach eine weitere Spielterrasse angelegt, um von dort die wunderbare Aussicht geniessen zu können. Die Etagen im Inneren des Kindergartens wurden mit einer Rutsche verbunden, um den Kindern zu ermöglichen, das Gebäude für einen Moment ungefragt verlassen und dann kichernd zurückkehren zu können. Der Innenraum ist eigentlich ein grosser Raum, der vertikal in vier Ebenen aufgeteilt ist: Die Kinder können sich immer sehen, aber sie können sich auch an verschiedenen Stellen verstecken, wenn sie ungestört ihren Unfug treiben wollen. So wurden gängige Stereotypen wie lediglich zwei klassischer Stockwerke bei Kindergärten umgangen, sodass ein Gebäude geschaffen wurde, dass dem Druck der Langeweile nicht nachgegeben hat. Vielmehr verlockt es die Kinder frei herumzutollen und sich ungezwungen zu entwickeln – im Rahmen einer Architektur, die voll und ganz Ihren Bedürfnissen entspricht.
Angebaut
Der Erweiterungsbau des Montessori-Kindergartens in Jablonec nad Nisou ist ein zweistöckiges Gebäude aus Stahlbeton. Es steht neben einem historischen Kindergartengebäude und steht in Form und Material im Kontrast zu diesem grösseren Gebäude. Es handelt sich um ein einfaches Prisma mit wenigen Vorsprüngen, das vollständig mit Edelstahlgewebe umhüllt ist. Im Inneren ist das Gebäude vertikal in ein Erdgeschoss und drei Zwischengeschosse unterteilt, die sich um eine Treppe und einen Hohlraum gruppieren, über dem sich ein grosses Oberlicht im Dach befindet. In den Zwischengeschossen befinden sich Räume, in denen sich die Kinder aufhalten können. Jedes Zwischengeschoss hat eine andere Atmosphäre und Form, um den Geist der Kinder auf unterschiedliche Weise zu stimulieren. Der Erweiterungsbau ist im Erdgeschoss und im zweiten Stock mit dem historischen Kindergartengebäude verbunden. Vom Erdgeschoss aus gibt es einen direkten Zugang zu der betonierten, überdachten Spielterrasse über dem Parkplatz. Vom zweiten Obergeschoss führt eine Aussenrutsche zurück ins Erdgeschoss, mit der die Kinder ihren Weg nach unten beschleunigen können. Von der dritten Zwischenebene führt eine Tür mit Aussentreppe auf die Dachterrasse. Diese ist mit einem Sicherheitsnetz versehen und kann im Sommer zu einem grossen Spielplatz für Kinder werden. Durch die Erweiterung wird die Kapazität des Kindergartens um eine Klasse erhöht.
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