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Neue Wege in Vietnam

Drei Schweizer Designunternehmen haben sich zusammengespannt und in Ho Chi Minh City in Südvietnam eine nachhaltige Produktionsstätte für Jakob Rope Systems AG realisiert. Der architektonische Entwurf kam aus der Feder des Schweizer Architekturbüros rollimarchini AG und des in Vietnam tätigen Büros G8A-architects. Vom sorgsamen Umgang mit Landreserven bis hin zu klimafreundlicher Architektur hat das Team ein nutzergerechtes und umweltverträgliches Projekt realisiert, das einen Vorbildcharakter für eine zeitgemässe tropische Architektur hat.

Von Anfang an
2002 unternahm der Firmenchef Peter Jakob mit seiner Familie eine Fahrradtour im Mekongdelta. Nach der gescheiterten Automatisierung der Produktion der Webnet-Stahlseilnetze in Trubschachen und begeistert von den Fingerfertigkeiten der südostasiatischen Menschen, verfolgte der Firmeninhaber letztendlich die Idee einer Produktion in Vietnam. Sechs Jahre später wurde die erste Fabrik mit 150 Mitarbeitenden in Betrieb genommen. In die Freude an diesem neuen Standbein begannen sich rasch Frustrationen über mangelhafte Konzeption und Ausführung des Fabrikgebäudes zu mischen. Überdies sah sich das vietnamesisch geführte Unternehmen schnell mit steigende Umsatz- und Mitarbeiterzahlen an räumliche Grenzen stossen. Grund genug, um 2013 das Projekt einer neuen Produktionsstätte in Angriff zu nehmen.

Trial and Error
Motiviert, nicht dieselben Fehler wie beim Bau von 2008 zu machen, wurde der Konzeptionsphase grosses Gewicht beigemessen. So wies die bestehende Fabrik in Form und Materialwahl grosse Mängel in Betrieb und Unterhalt auf. Wichtiger noch aber war der Bedarf nach einer Lösung, um dem enormen Bedarf an elektrischer Energie für die Kühlung der Produktionsräume sowie der schlechten Luftqualität mangels genügender Luftwechsel an den Arbeitsplätzen beizukommen. Im Auftrag der Jakob AG erarbeiteten die Architekten der rollimarchini AG zusammen mit den in Vietnam stationierten G8A-architects Konzepte, welche mit allen Beteiligten gründlich durchdacht und erarbeitet wurden.

Tropenarchitektur als Vorbild
Die Planer setzen auf ein Konstruktionsprinzip, welches in den feucht-heissen Tropen jahrhundertelang zum Einsatz kam und mit dem Aufkommen der Klimaanlagen mehrheitlich verdrängt worden ist. Unter einem grossen, vor Sonne und Regen schützenden Dach werden Räume mit offenen Fassaden so angeordnet, dass stets eine natürliche Durchlüftung gewährleistet werden kann. Zusätzlich unterstützen einfache Ventilatoren einen konstanten Luftstrom, der die gefühlte Temperatur um mehrere Grad zu senken vermag.

Von wegen einfach
Die Entscheidung über eine ortsunüblichen mehrgeschossigen Bauweise sowie einen schonenden Umgang mit dem Boden zu gewährleisten, verlangte nach neuen Lösungen in Sachen Beschattung und Regenschutz der hohen Fassaden. Horizontal übereinander liegende Lamellen erfüllen nun diese Aufgabe. Als bepflanzte Beete ausgebildet, filtern sie nicht nur Regen und Sonne, sondern tragen durch Verdunstung zur Temperatursenkung bei und wirken als Staubpartikelbinder und Luftreiniger. Getragen wird die vorgehängte Konstruktion von einer zwischen Boden und Dachrand gespannten zweilagigen Seilkonstruktion. Wie ein überdimensionales Netz wirkt sie damit als weithin sichtbares Markenzeichen des Unternehmens.

Vorbildfunktion
In Zusammenarbeit mit der vietnamesischen Geschäftsleitung treibt die Firma Jakob die stete Verbesserung der Arbeitsbedingungen für ihre Mitarbeitenden voran und nimmt auch damit eine Vorreiterrolle ein. Der begrünte Innenhof wird neben seiner Funktion als Mikroklimaraum zum Campus für die Mitarbeitenden. Einrichtungen für Fitness- und Sportaktivitäten finden darin genauso Platz wie schattige Bereiche für die traditionelle Siesta der Mitarbeitenden. In einer weiteren Phase sollen eine Kindertagesstätte und weiter Freizeitangebote für die Arbeiterschaft folgen.

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