Zwei Mehrfamilienhäuser, die als ein Volumen in Erscheinung treten. Der Holzbau überzeugt durch seinen lebendigen architektonischen Ausdruck und ist ein ökologisches Leuchtturmprojekt fürs Oberbaselbiet. Sie ersetzen zwei bestehende Wohnhäuser aus den 60er-Jahren, die beiden Mehrfamilienhäuser, die in einer Oberbaselbieter Gemeinde, in vereinter Architekturgestalt, modernes und nachhaltiges Wohnen bieten. Der unter dem Namen „ErgHolz-Park” auftretende Bau umfasst insgesamt 16 Wohneinheiten auf vier Geschossen und bezieht eine ganzheitliche nachhaltige Konzeption ein – von der Elementbauweise bis zur Photovoltaikanlage und der Auswahl der beteiligten Unternehmen.
Im dicht besiedelten Ergolztal liegt Gelterkinden. Eingebettet zwischen dicht bewaldeten Hügeln kombiniert der Ort optimal einen städtischen Charakter mit ländlicher Umgebung. Die Wälder und das Kulturland in der Umgebung bieten weitläufige Erholungsräume, Wanderungen zur Zeit der Kirschblüte bieten immer wieder den Blick über hohe Kalkwände und Flure hinweg, an klaren Tagen bis zu den verschneiten Alpengipfeln in der Ferne.
Komplex aber plausibel
Hier, im westlichen Teil des Gelterkinder Siedlungsgebietes, in unmittelbarer Nähe zum Bahnhof sowie in Fusswegdistanz zum Ortszentrum, hat das seit 1998 bestehende Architekturbüro Lehner + Tomaselli AG aus der Nachbarsgemeinde Sissach den Holzbau entwickelt. Ein Volumen, zwei Mehrfamilienhäuser. Die Büroprämisse – komplexe Bedingungen von Architektur zu einer plausiblen Gestalt zu verdichten – wurde hier vollends umgesetzt. Die besondere Herausforderung der Planung und Ausführung eines derart kompakten Holzelementbaus war auch für die Architekten eine neue und eindrückliche Erfahrung.
Land trifft Stadt
Die Längsparzelle ist umgeben von einem dispersen Muster aus Einfamilien- und Mehrfamilienhäusern. Auf diese lockere Bebauungsumgebung reagiert das Gebäude in seiner Positionierung mit städtisch verdichteter Bauweise. Das der eigentlichen Bauplanung vorgesetzte Quartierplanverfahren schuf die situativen Rahmenbedingungen. Die in der Nähe durchfliessende Ergolz, der 30 km lange Hauptfluss des Baselbiets, und somit der Gewässerraum und Hochwasserschutz wirkten auf den Entwurf ein. So bildet die Einstellhalle bis und mit Hochparterre einen Sockel in Massivbau. Ebenso sind die Treppenhäuser – aus Gründen der Erdbebensicherheit – betoniert worden. Durch die Anordnung der Baukörper ergeben sich zwei Aussenraumsituationen mit unterschiedlichem Charakter. Der strassenseitige Aussenraum weist mit der Vorgarten- und Fusswegsituation einen starken Bezug zum Verkehrsraum auf. Die strassenabgewandte Seite bildet ein identitätsstiftendes Zusammenspiel mit dem Gewässer- und Naturraum der Ergolz. Im Erdgeschoss vermittelt das Treppenhaus als „durchgestecktes“ Element zwischen Strassen- und dem rückwärtigem Freiraum. Die Wohnungen verfügen allesamt über einen grosszügig, winkelförmig geschnittenen Wohnraum und eine direkt angrenzende, nach Südwesten ausgerichtete Loggia.
Gut organisiert
Die Grundrisse ermöglichen sowohl ost- wie auch westseitig Räume, die an die Fassade reichen und dadurch den ganzen Tag über besonnt sind. Genauso ermöglichen sie flexible Zuordnungen von Schlafzimmern bzw. einen Ausbau der 2.5- und 3.5- Zimmer Wohnungen. Alle Einheiten verfügen über ein grosszügiges Entrée mit Garderobe. Ostseitig zum Garten hin organisieren sie eine variabel nutzbare Vorzone mit als Einbaumöbel ausgebildetes Separat-WC wie auch Reduit. Das Badezimmer ist grosszügig geschnitten und bietet Platz für einen eigenen Wasch- und Trockenturm. Die Zimmer berücksichtigen viel Platz für Schränke. Die Holzelementdecken bleiben sichtbar, um den Holzbau auch im Innern erlebbar zu machen. Die Materialien im Innenausbau sind sorgfältig, konsequent mit Fokus auf die Nachhaltigkeit, ausgewählt worden.
Der Baukörper wirkt elegant und schlank. Seine mit unterschiedlichen Holzschalungen verkleideten Flächen sowie eine den Sockel und die Geschossigkeit betonende Profilierung ergeben einen lebendigen architektonischen Ausdruck. Die Fassade zeigt sich in druckimprägnierten und geölten Hölzern und ist nahezu unterhaltsfrei. Die Loggia- und Balkonverkleidungen sind aus Lärchenholz, die Balkonbrüstungen dezent und zurückhaltend.
Weitergedacht
Eine grosszügig angelegter Naturraum umgibt den Ersatzneubau. Dabei handelt es sich um eine ausschliesslich einheimische und standortgerechte Vegetation; im Uferbereich der Ergolz etwa eine extensive Bepflanzung. Strassenabgewandt erstreckt sich der Gemeinschaftsgarten, ausgestattet mit einer Pergola und einem vielseitigen Spielplatz. Mehrere Sitzbänke laden hier zum Verweilen ein. Die Vorgärten dienen der Privatsphäre der Mieterinnen und Mieter. Strassenseitig verläuft parallel ein autofreier Fuss- und Veloweg, flankiert durch eine Baumreihe. Der in vielerlei Hinsicht exemplarische Bau besticht durch seine Kompaktheit und seine konsequente Umsetzung der Nachhaltigkeit, durch sein situativ zurückhaltendes Auftreten und zugleich seine akzentuierte Holzarchitektur, deren Inneres Raumgefüge Platz bietet für eine vielseitige Wohnlandschaft, mit sorgfältiger Ausgestaltung.
Text: Lukas Bonauer
© Marc Eggimann
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