Die Zahl Neunundsechzig ist mehr als eine sexuell codierte Referenz, die nicht die Inspiration für die Gestaltung dieses Raumes war. Allerdings sind weder die Zahl neunundsechzig noch die verwendeten Farben zufällig. Die Inspiration für das Interieur und sein Zahlenthema holten sich die Planer von No Architects von verschiedenen Gemälden.
Eine Gruppe von Menschen akzeptiert zeitgenössische Kunst als reine Wohndekoration. Eine andere Gruppe von Menschen – Sammler – kann zeitgenössische Kunst schätzen. Ihre Wohnungen sind jedoch vollgestopft und verwandeln sich in Kunstdepots. Schliesslich gibt es noch eine dritte Gruppe von Menschen, die zwar nicht unbedingt Sammler sind, aber schöne Kunstwerke in ihren Wohnungen haben, die ihnen Freude und Vergnügen bereiten. Der Umbau einer Maisonette-Wohnung in Žižkov wurde so konzipiert, dass einige schöne Kunstwerke einen respektablen Lebensraum erhalten.
Das Studio No Architects hat zwei markante Gemälde in diesen Entwurf integriert, und gleichzeitig wurde dieser Entwurf in die beiden Gemälde integriert. Die Zahl neunundsechzig, die auf einem Gemälde von Vladimír Houdek dargestellt ist, hat für die Besitzer dieses Raumes eine besondere Bedeutung. Diese Inspiration findet sich in den Möbeln und den speziell entworfenen Heizungsabdeckungen wieder. Die ungewöhnlich rauen Kanten der Gemälde spiegeln sich in den Türen der Küchenschränke wider. Die Farben der Gemälde stimmen mit den Farben der Inneneinrichtung überein – von offensichtlichen Verbindungen bis hin zu diskreten, wie der Farbe des Wandanstrichs hinter den Bücherregalen.
Der Farbton hinter dem Bücherregal wurde gemischt, um mit dem Objekt über dem Bücherregal – einem zweiten Gemälde von Josef Bolf – zu harmonieren. Die elegante Melancholie dieses Werks wird durch die tropfenförmigen Leuchten und die Platzierung des Gemäldes thematisch aufgegriffen. Es wurde visuell mit einem grossen Wasserfall-Gemälde verbunden, das durch das Wohnzimmerfenster auf einen Wohnblock zu sehen ist und von Patrik Hábl entworfen wurde. Man kann sich den Künstlern nicht entziehen, aber die Künstler stehen hier nicht im Mittelpunkt. Es ist ein einfacher Wohnraum für eine Familie, die Kunst versteht und sie schätzen und geniessen möchte. Die Gestaltung eines Interieurs, in dem zeitgenössische Kunst nicht nur austauschbare Dekoration ist, geht Hand in Hand mit der Lösung vieler praktischer Probleme, wie z. B. der Vergrösserung der Küche oder des Kleiderschranks, der Abdeckung der Haustechnik wie z. B. der Sanitäranlagen, der Schaffung von Büroräumen usw.
Die Wohnung wurde komplett umgebaut – der Grundriss, die sanitären Anlagen und Abdeckungen wurden geändert, die Heizung modifiziert und eine Klimaanlage eingebaut. Eine neue Treppe verbindet die Etagen, die mit einer sakralen Beleuchtung ausgestattet ist. Die Möbel sind massgefertigt, vom Bett bis zu den Schränken und dem Esstisch.
© Studio Flusser
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Autor: Jakub Filip Novák, Daniela Baráčková, Ján Šefčík