In neuem – oder auch wortwörtlich altem – Glanz empfängt das Stadtcasino Basel nun wieder Gäste: Über sieben Jahre hinweg setzte sich Herzog& de Meuron intensiv mit dem historischen Bestand auseinander, um in Anlehnung an diesen eine stimmige Erweiterung umzusetzen.
Platz schaffen
Hierfür wurde die der Barfüsserkirche zugewandte Fassade in Richtung dieser vorgerückt und in der Architektursprache des Entwurfs von Stehlin ausgestaltet. Somit verkleinert sich zwar der öffentliche Raum zwischen den benachbarten Bauten, zugleich werden diese jedoch in eine intensivere Beziehung gesetzt. Bezüglich des Denkmalschutzes konnte die neu geschaffene Nähe der Bauwerke problemlos durchgesetzt werden: Da im Mittelalter der Musiksaal und der Sakralbau mit Klosteranlagen verbaut war, stellte die bauliche Massnahme der Architekten kein Hindernis dar. Optisch passt sich der Anbau den anderen Gebäudeansichten an – der Unterschied liegt in der Materialität, denn hinter der vermeintlichen Steinfassade verbirgt sich hier ein Holzbau.
Bitte eintreten
Wie auch zuvor wird der Zugang zum Gebäude über die Rückfassade ermöglicht, nun jedoch in bespiegelter Ausführung zu beiden Seiten des Zubaus. Von hier aus eröffnet sich die imposant gestaltete Erschliessung der beiden Säle, dem Musiksaal und dem Hans Huber-Saal. Zudem wurde die Abendkasse im Erdgeschoss, eine grosszügige Garderobe im darunterliegenden Gewölbe sowie Sanitäranlagen im Zubau untergebracht. Im kompletten Kontrast zur schlichten Gebäudehülle steht dabei der Innenausbau: Tritt man über die Schwelle der Eingänge findet sich der Besucher in einer beeindruckenden Szenographie wieder. Rot glänzender Stoff und Samt bekleidet die Wände, die sich in der metallenen Decke widerspiegeln – der Holzparkett verleiht dem ganzen zusätzlich noch einen warmen Farbton. Äusserst facettenreich lassen die Chromstahl und Aluminiumelemente an den Wänden sowie dem Plafond in unterschiedlichen Polituren die Reflexionen erscheinen und lassen ein einmaliges Lichtspiel entstehen.
Bewegt
Genauso verspielt verbindet eine geschwungene Treppe scheinbar tanzend die Geschosse, die zudem optisch durch ein Okulus in der Decke in einander überfliessen. Dabei stand stets die Intention Im Vordergrund, Orte der Begegnung zu schaffen und zum Verweilen einzuladen. Daher wurden für das grosse Foyer im Obergeschoss eigene Sitzmöbel entworfen, die den Deckendurchbruch umrahmen.
Alt bewährt
Erhellt werden die grossen Räumlichkeiten von imposanten Leuchten, die den früheren Kronleuchtern nachempfunden sind, und eigens designten Wandleuchten – die „Parrucca“. Ebenso bei der Restaurierung des hoch geschätzten Musiksaals orientierten sich die Basler Architekten an das Vorbild von Stehlen aus dem Jahre 1905. Demnach wurde das Oberlicht wieder aufgenommen sowie die einstiegen Seitenfenster zum Steinenberg hin erneut geöffnet. Selbst in der Farbgebung – von der Wandfarbe bis hin zum Bezug des Mobeliars – wurde der historische Zustand aufgegriffen. Zum behutsamen Umgang mit dem Bestand zählte auch, unteranderem die Stuckatur beizubehalten, die eine wesentliche Rolle für die einzigartige Raumakustik einnimmt. Um diese Qualitäten nicht zu mindern wurde eng mit Münchner Akustikexperten zusammengearbeitet sowie zusätzlich eine durchgängige Fuge von sieben Zentimetern zwischen dem Alt- und Neubau vorgesehen, um eine Schallübertragung zu vermeiden.
Harmonisch
Doch auch den Aussenraum setzen die Planer bewusst in Szene: Der alte Eingang zum Musiksaal wurde abgerissen und durch die neu geschaffene Konzertgasse ersetzt, die nun den Baukörper für sich alleine stehen lässt. So ist der Bau nun nicht nur rundum begehbar, sondern vielmehr auch ein rundum durchdachtes Projekt, das mit unzähligen Detail die historische Formensprache mit einer modernen Interpretierung dieser vereint.