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Im Gespräch mit Käferstein & Meister

“Architektur ist politisch, sie kann gar nicht anders.” (Käferstein & Meister) – In unserem Format Vis-à-Vis sprechen Schweizer Architektinnen und Architekten über die verschiedenen Gesichtspunkte ihres Berufs und beantworten Fragen zu ihrer Idee von Schönheit und der Rolle, die sie in der Gesellschaft einnehmen.

Welche Aufgaben beschäftigen Sie gerade?
Käferstein & Meister: Derzeit ist ein städtisches Gebäude mit gemischter Nutzung in der Kernzone von Uster im Bau. Es schliesst eine Lücke in prominenter Lage direkt am Bahnhof mit einer stark vertikal rhythmisierten Putzfassade. Daneben stehen wir kurz vor Baubeginn eines Dreifamilienhauses in Meilen, bei dem ein Holzbau mit einer Sichtbacksteinfassade ummantelt wird. Beide Bauten ersetzen unternutzte Substanz und verdichten den städtischen Raum. In der Lehre an der Hochschule Luzern und der Universität Liechtenstein beschäftigen wir uns mit den Studierenden zurzeit mit Projekten, die etwas vergessene Orte neu zu interpretieren versuchen.

Welches architektonische Werk hat Sie kürzlich begeistert? 
Im wilden Schneegestöber ist uns kürzlich die Hütte auf der Alp Fops auf knapp 1900 m ü.M. wie ein Relikt aus anderer Zeit erschienen. Mit einer Raumhöhe von unter 2 m und einer kaum 12 cm dicken Blockwand bietet der archaische Bau mit den geringsten Mitteln alles, was man benötigt: Schutz, Raum und ein gutes Mass an Atmosphäre. Ein Lehrstück an Radikalität.

Inwiefern unterstützen oder behindern neuartige Materialien die Architektursprache? 
Das Material an sich ist neutral und unschuldig. Alles hängt davon ab, was man damit macht, wie man es fügt und kombiniert, und nicht, ob es uns vertraut oder neu ist. Das Denken vom Material und von seinen Qualitäten her ist für uns zentral in der Praxis sowie der Ausbildung der Architekten – ohne Material keine Architektur.

Haben Sie eine Idee von Schönheit?
Eigentlich nicht. Schönheit kann überall sein, kann überraschend auftauchen und schon wieder weg sein. Schönheit ist etwas Organisches, sie ist flüchtig, entwickelt und verändert sich mit der Zeit. Wir versuchen immer wieder, Orte des Dazwischen und des Gleichzeitigen herzustellen, in denen Schönheit durch Komplexität entsteht.

Wann wird ein Gebäude zu Architektur?
Wenn die äussere Erscheinung das Resultat und Ausdruck des Innern wird. Das bedeutet ein hartes Stück Arbeit und benötigt Zeit, die wir uns nehmen müssen. Dass sie in den meisten Fällen gefehlt hat, sehen wir unserer gebauten Umwelt leider an.

Welche Tugenden sollte ein Architekterfüllen? 
Die Architekten sollten die Sache ernster nehmen als sich selbst. Dass unsere Bauten länger leben werden als wir selbst, sollte uns Demut lehren. Gestaltung heisst für uns Architektinnen und Architekten, Verantwortung zu übernehmen.

www.kaefersteinmeister.ch

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