Das Architekturbüro kit aus Zürich hat am Nordhang des Zürichsees eine stimmungsvolle Villa fertiggestellt, in der eine mehrgeschossige Erschliessungsskulptur den Ausblick über den See mit der Privatsphäre des Gartens verbindet.
Am Nordhang des Zürichsees, 40 m über dem Wasserspiegel, steht das „Haus über dem See“ am Rande eines neu erschlossenen Wohnquartiers. Der dreigeschossige Bau verschliesst sich zur Strasse hin mit seiner rauen Oberfläche und öffnet sich in Richtung See mit grosszügigen Fenstern. Infolge der topographischen Gegebenheiten sowie der Lage der umliegenden Bauten und Bäume wurden die Schlafzimmer im mittleren Geschoss konzentriert. Dies erlaubt die Nutzung des Attika- und Gartengeschosses als Wohnraum, einmal mit beinahe ungestörtem Ausblick über den See, einmal mit direktem Gartenzugang.
Gebäude
Der Vorplatz mit Natursteinpflästerung führt zum Eingang – eine von einer Kupfer-Felsenbirne natürlich beschattete Türfront in Nussbaumholz. Dahinter befindet sich das Herzstück des Gebäudes, das Entree. Der zweigeschossige Raum wird durch ein kreisrundes Oblicht erhellt. Ein Feld von 16 runden Öffnungen gibt erste Einblicke ins Attikageschoss. Die Treppe rechterhand führt nach oben in den Wohn-/Essbereich, die Treppe links führt nach unten ins Gartengeschoss. Als begehbare Skulptur vermittelt dieses Raumgefüge aus Sichtbeton und Nussbaumholz zwischen den verschiedenen Bereichen des Hauses. Um das Entree herum befinden sich drei Suiten. Jede ist unabhängig organisiert und verfügt über eine Vorzone, ein Zimmer sowie eine Nasszelle. Auch die Garage ist über eine Vorzone mit dem Entree verbunden. Das Attikageschoss wird durch die Erschliessungsskulptur in Essküche und Wohnzimmer gegliedert. Über die teils überdachte Terrasse öffnet sich der Blick in Richtung See und die dahinterliegende Hügellandschaft. Das Gartengschoss, das ein zweites Wohnzimmer mit einer kleinen Küchenzeile sowie ein Gästezimmer mit Bad umfasst, ist geprägt durch die starke Auskragung des Eingangsgeschosses, was Innen- und Aussenraum verschmelzen lässt.
Materialisierung
Der monolithische Ausdruck der Fassade wird durch den grobkörnigen, mineralischen Kalkzement-Putz erreicht. Dieser wurde als gezogener Kellenwurf aufgebracht und mit einer Silikatlasur versehen. Die subtile Struktur, die durch die manuelle Verarbeitung des Putzes entsteht, verleiht den grossen, geschlossenen Flächen eine natürliche Lebendigkeit. Im Innenraum wird der changierende Charakter des Putzes mit der feinen Struktur einer geseiften Kalkglätte weitergeführt. Die Erschliessungsskulptur bildet das primäre Tragwerk und hebt sich durch ihre Sichtbetonoberflächen von den anderen Wänden ab. Die Böden sind durchwegs mit einem geschliffenen Hartbetonbelag versehen. Wandverkleidungen und Schränke in Nussbaumholz sowie petrolblaue Glasmosaikplatten ergänzen die Materialpalette.
Möblierung
Die Lust an charismatischen Oberflächen, welche in der Architektur deutlich zu spüren ist, wurde im Möblierungskonzept weiter vertieft. Es greift die Materialien und Farben aus Architektur und Umgebung auf und ergänzt sie spielerisch, um ein stimmungsvolles Ganzes zu schaffen. So wurden zum Beispiel Nussbaumholz und Kupfer von den Einbauten übernommen oder Stein- und Kunststeinoberflächen in Analogie zum Hartbetonbelag geschliffen. Eine üppige Palette an Textilien mit unterschiedlichen Texturen – von feingewobenen Vorhängen über Samtstoffe bis hin zu rau geknüpften Materialien – in verschiedenen Farben und Schattierungen schaffen ein angenehmes, wohnliches Raumgefühl und verbinden den Innen- mit dem Aussenraum, das Leben mit der Landschaft.
Umgebung
Von der Strasse her bildet ein Vorplatz in Natursteinpflästerung den Auftakt zum Haus. Der Haupteingang liegt in einer beschatteten Vorzone, die mit Plattenbelag und Chaussierung gestaltet ist. Eine Aussentreppe entlang der Westfassade gibt die Möglichkeit, direkt in den tiefer gelegenen Garten zu gelangen. Hier schaffen gemischte Strauchhecken einheimischer Gehölzer und Staudenmischungen eine abwechslungsreiche Kulisse, die den Lauf der Jahreszeiten inszeniert. Der in Bahnen verlegte Belag aus gestrahlten Betonplatten verzahnt sich mit dem Gebäude und bildet zwei Sitzplätze mit unterschiedlichen Aufenthaltsqualitäten, um sich dann, dem Terrain folgend, zum Poolbereich auszuweiten.
Text: kit architects
© Ruedi Walti