Es sind die einfachen Dinge, die in diesem Projekt in den Vordergrund gerückt werden sollten: einfache Baumaterialien, eine direkte Konstruktion und eine klare Geometrie. Von einer räumlichen Öffnung der Küche wandelte sich das Projekt zum Ersatzneubau – wie zuvor unter den Bäumen. In einer steten Verhandlung zwischen räumlichen Implikationen des alten Hauses – die Tragstruktur des Erdgeschoss legt eine Längsteilung nahe – und äusseren Bedingungen, entwickelte Stefan Wülser eine spezifische Volumetrie und Raumstruktur.
Die einfachen Dinge
Ein kleines Haus auf einem weitläufigen, zwischen Siedlungs- und Waldrand gelegenen Grundstück, sollte umgebaut und die einfachen Dinge, die kleinen alltäglichen Qualitäten, in den Vordergrund gerückt werden. Während die Bauherrschaft beim Erstkontakt noch von einer einfachen, räumlichen Öffnung der Küche sprach, stand zu späterem Zeitpunkt auch der Ersatzneubau zur Debatte. Mit einem massgeschneiderten Umbauprojekt, konnten viele Aufwände reduziert und die heutigen Anforderungen mit geringem Bedarf an Grauenergie umgesetzt werden. Das Projekt wurde zur intensiven, mehrjährigen Auseinander mit zukunftsfähigen, konstruktiven Konzepten sowie einer optimistischen aber unromantischen Ästhetik.
Spezifität
Die mit dem Wiederaufbau auf dem Sockelgeschoss einhergehende Bestandsgarantie sichert, trotz massiver Unterschreitung des Waldabstands, das Bauvolumen an seiner einmaligen Lage: Ein Haus unter den Bäumen. Diese Ausgangslage wurde zum Treiber für die programm tische wie auch konstruktive Entwicklung des Projektes. In einer steten Verhandlung zwischen räumlichen Implikationen des alten Hauses – die Tragstruktur des Erdgeschoss legt eine Längsteilung nahe – und äusseren Bedingungen, entwickelte Stefan Wülser eine spezifische Volumetrie und Raumstruktur. Der Einbezug von Aussicht, Fluglärm sowie den Kaltluftströmen des direkt angrenzenden Waldes als Entwurfsfaktoren, bindet die selbstbewusste Architektur an den Ort.
Exaltierte Konstruktionen
Das Haus wird nicht als Körper mit umlaufender Hülle, sondern vielmehr als performative Montage unterschiedlicher Fassadenelemente, in direkter Beziehung zu ihrem äusseren Gegenüber entworfen. Die Haltung zum Ort informiert eine Palette einfachster Baumaterialien und schafft Kriterien für eine materialgerechte und direkte Konstruktion. Die Bauteile lösen sich von der Fassade und werden zu starken, mehrdeutigen und autonomen Elementen. So stellt sich das Haus mit einem übergrossen, gestenhaften Vordach und expressiven, nach aussen öffnenden Lüftungsfenstern dem Wald entgegen. Zur Aussichtsseite wird der Ausdruck massgebend durch das 13 m lange, vor Ort gefügte Aluminium-Fensterband, mit aufgesetzten, textilen Markisen und einem kleineren Vordach geprägt. Die zur Strasse und zum Garten orientierten Seitenfassaden erlangen durch ihre Form und die präzise Ausformulierung des Schmetterlingsdaches etwas Zeichenhaftes. Das schützende Dach hebt sich von den offenen Dachrinnen ab und die Kompaktheit des Volumens wird durch fragile, unabhängige und ehrliche Bauteile kontrastiert. Die durch den Transport bedingte Elementierung des Holzdachs ermöglichte die strukturelle Oblichtöffnung mit Blick zur überhängenden Schwarzkiefer.
Nichteindeutige Räume
Mit den Grundmauern wurde die leicht asymmetrische Längsteilung des Bestands übernommen. Die in diesem Fragment angelegte Programmierung, mit waldseitig angeordneten Räumen wird aufgenommen und durch die Verbindung der südwestlichen Zimmer zu einem überlangen Wohnraum, mit lateralem Blick in den Garten, gestärkt. Um dieser klaren räumlichen Situation Spannung zu verleihen, suchen die Funktionselemente den Konflikt: Die Küche steht quer in den Raumschichten und negiert die klare Teilung. Kamin und Parkett drehen sich, entgegen der Raumsequenz, zur Küche und teilen die neu geschaffene Grosszügigkeit der Wohnhalle in gut proportionierte Raumbereiche. Im Obergeschoss wird die Untersicht der Rohbauelemente zur fertigen Decke und die Direktheit der performativen Montage erlebbar. Die Anzahl der Schichten und Elemente werden aufs Minimum reduziert; die gestalterische Prägnanz der notwendigen Elemente überhöht.
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