In Winkel, einer kleinen, stetig wachsenden Gemeinde im Zürcher Unterland haben die Architekten Oliver Brandenberger und Adrian Kloter einen Doppelkindergarten erbaut, der sich aus der Hanglage heraus entwickelt und daher aus zwei Ebenen besteht. Die abgetreppte Form folgt dabei nicht nur der Topografie des Ortes, sondern lässt den Bau zudem kleinteilig und passend zur baulichen Umgebung wirken. Raumorganisation, Lichtführung sowie ein starker Bezug zum Aussenraum sind auf die Bedürfnisse der Kinder ausgerichtet.
Gut eingepasst
Der Ende 2020 fertig gestellte Doppelkindergarten samt Tageshort befindet sich an einem leicht abfallenden Westhang und ist zwischen einer heilpädagogischen Schule und einer neuen Wohnbebauung eingebettet. Eben jene Hanglage nahmen die Architekten Oliver Brandenberger und Adrian Kloter als Ausgangspunkt für die Raumorganisation ihres Entwurfs. Durch die Gliederung des Neubaus in zwei halbgeschossig versetzte Ebenen ist von der Hügelkuppe aus auf den ersten Blick nur ein Geschoss, gedeckt von einem metallenen, abgetreppten Flachdach, sichtbar. So fügt sich das eigentlich grosse Volumen, in dem sich rund 60 Kinder aufhalten werden, nahtlos in die kleinteilige Umgebung ein. Durch eine einfache Schottenstruktur aus massiven Backsteinwänden sind die parallel angeordneten Räume nach Osten und Westen orientiert. Im oberen Bereich haben zwei Kindergartenklassen ihre nach Osten ausgerichteten Räume, während sich im unteren Bereich der Hort mit Nachmittagsbetreuung und den Lehrerräumen nach Westen hin öffnet. Ein Erschliessungskorridor trennt und verbindet die beiden Baukörper wie eine innere Strasse – vielmehr dieser Raum jedoch wie eine offene, geräumige Eingangshalle.
Bitte eintreten
Auf der unteren Ebene befindet sich der Eingang, der über einen fast hangparallelen Weg hindernisfrei zu erreichen ist. Über einen gedeckten Aussenraum betreten die Kinder die Eingangshalle, die durch die Vor- und Rücksprünge der alternierend tiefen Räume kleinteiliger wirkt – dem kindlichen Massstab entsprechend. Auf halbem Weg führt eine breite Treppe hoch zum östlichen Bereich, der mehr als ein blosser Erschliessungsraum ist. Denn da ein Teil der Treppenstufen als Sitzstufen in doppelter Höhe gebaut ist, wird er zu einem einladenden Aufenthaltsbereich für die Kinder. Oben angekommen, teilt ein Garderobenbereich die beiden Kindergarteneinheiten zu je drei Räumen symmetrisch auf. Aus dem Rahmen fällt hier das sogenannte „Adlernest“ über den Treppen, ein leicht erhöhtes Podest mit einer gemütlichen Nische zum Verstecken. Doch auch in den anderen Räume ist das Bewegen und Entdecken Thema, wie zum Beispiel in den Materialräumen, die Schlupfwinkeln gleichen oder die tiefliegenden Fenster in der Süd- und Nordfassade bilden.
Lichtspiele
Die Sichtachsen, Öffnungen sowie die Lichtführung in dem Doppelkindergarten sind insgesamt sehr durchdacht und aufeinander abgestimmt. So lassen drei Höhenversätze im Dach nicht nur viel Tageslicht von oben in den tiefen Grundriss einfallen, sondern stellen auch weitere Sichtbezüge her. Im oberen wie im unteren Bereich sind die Räume so miteinander verbunden, dass jeweils ein Rundlauf möglich ist. Die Türen entlang der beiden grossen Fensterfassaden lassen eine Enfilade entstehen, die mehr Helligkeit und Offenheit in die tiefen Räume bringt und darüber hinaus den Bezug zum Aussenraum verstärkt. Dies gilt besonders für die untere Ebene, in der sich die Lehrerzimmer, ein Raum zum Austoben, Küche, Essbereich sowie Ruheraum aneinanderreihen. Durch den starken Aussenbezug haben die Kinder dabei immer einen Blick in den Garten.
Farbenspiele
Grundsätzlich sind die Materialien hell, freundlich und sichtbar gewählt: Während aussen helle Klinkersteine und das Metalldach Motive der Umgebung aufnehmen, bestehen die tragenden Wände im Inneren aus weiss geschlämmten Sichtbacksteinen, was den haptischen Bedürfnissen von Kindern entgegenkommt. Fensterrahmen, Einbauten und die Böden der Aufenthaltsräume sind aus hellem Eichenholz.
Weitere Informationen zum Projekt und dem Basler Architekturbüro finden Sie hier.