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Ein Wohnhaus für die Gegenwart

Das Wiener Architekturbüro GERNER GERNER PLUS hat mit einem neuen Projekt in der Porzellangasse im 9. Wiener Bezirk seine Expertise im Umgang mit einem Bestandsbau bewiesen. Das ursprüngliche Gebäude aus dem Jahr 1998 sollte aufgrund unterschiedlicher Faktoren erhalten bleiben. Es wies aber einige Mängel auf, die es auszugleichen galt. Das Wohnhaus wurde nach detaillierter Planung im Mai 2024, nach nur etwas mehr als einem Jahr Bauzeit, dem Auftraggeber übergeben. Ursprünglich wurde das Haus aus den 1990er-Jahren als Bürogebäude genutzt, nun beherbergt es 24 Wohnungen, die dem zeitgemässen Standard einer Stadtwohnung gerecht werden. 

Herausfordernder Bestand
Der Bau aus der Zeit um die Jahrtausendwende war weder optisch noch technisch eine herausragende Erscheinung und entsprach nur teilweise den behördlichen Auflagen.  Für den Erhalt und Umbau des Gebäudes sprach ein zeitgemässer Umgang mit dem Bestand aus ökologischen Gründen. Die Weiterverwendung von Bestehendem, anstatt Neues zu Bauen trägt zu einer Verminderung der CO2-Emmissionen und der Abfallproduktion bei, die bekanntlich in der Bauwirtschaft besonders hoch sind. Ein Abriss war keine Option und hätte sich durch die Lage an der von einer Strassenbahn befahrenen Porzellangasse ausgesprochen schwierig gestaltet. Für die neuen Bewohner:innen des Hauses hat der Erhalt des Vorgängerbaus einige Vorteile: heutzutage würde man sich beim Bau eines neuen Gebäudes eine Raumhöhe von 2,70 m selten leisten.

In der Gegenwart angekommen
Gerner Gerner Plus ist es mit diesem Projekt gelungen, unter erschwerten Umständen nicht nur Bestehendes zu erhalten, sondern zu verbessern und aufzuwerten und den Anforderungen der Gegenwart gerecht zu werden. Die meisten der 24 Wohnungen öffnen sich nach beiden Hausseiten hin, dies ermöglicht eine Durchlüftung und bietet zusätzlichen Aussenraum in Form von Balkonen und kleinen Terrassen. Zusätzlichen Aussenraum zu schaffen war ein wichtiges Anliegen des Architekturbüros. Der Blick nach aussen, die Möglichkeit die Wohnung zu öffnen steigern nicht nur den Lebensstandard, die Wohnung wird dadurch auch optisch vergrössert. Die hofseitigen Terrassen werden durch vorgesetzte Stahlregale mit grafisch gegliederten Geländern aus Metall ermöglicht, andere Materialen wären hier aus statischen und brandschutztechnischen Gründen nicht möglich. In Richtung des nordseitig orientierten Hofes wurde auf grosse Fensterflächen gesetzt. Durch den grosszügigen Innenhof, der mit Spielgeräten und Sandkiste ausgestattet wurde, gelangt man in das bestehende Hinterhaus.
Bei der Gestaltung der strassenseitigen Fassade wurde besondere Rücksicht auf das Erscheinungsbild gelegt, die Optik der Nachbargebäude wurde in Farbe und Materialität berücksichtigt. Hellgraue Klinker-Riemchen, im Wechsel mit den Geschossgrenzen horizontal und vertikal angebracht, lassen die Schauseite des Hauses klassisch gegliedert wirken. Auch bei der Farbe der dunklen Fensterrahmen wurde auf das Strassenbild Acht gegeben. Das alte Satteldach des Hauses wurde abgenommen. Nun befinden sich im Dachgeschoss zwei hochwertige Wohnungen mit zweistöckiger Terrasse, die einen Blick in alle Richtungen über Wien bietet.
Für einen Bau aus den 1990er-Jahren hatte das Haus ein grosszügig breites Stiegenhaus, dieses wurde beibehalten und durch einen eleganten grauen Steinboden und Handläufe aus Holz ergänzt. Es verbindet die sechs Geschosse des Hauses miteinander. Diese waren auch in der ursprünglichen Form unterschiedlich aufgebaut: in drei Stockwerken sind je vier Wohnungen, in den anderen drei nur je drei Wohnungen untergebracht.
Auch im Inneren des Hauses wurde auf Qualität und höchsten Standard geachtet. Es ging darum den schwierigen Bestand, etwa die Räume ohne Aufbau – es waren kein Estrich, bzw. Schallschutz vorhanden –, mit hochwertigen Materialien umzubauen. So wurden bevorzugt Ziegel, und Holz verwendet. Die Wohnungen selbst sind mit Parkett, Holz-Alufenstern und Feinsteinzeug ausgestattet. Gut durchdachte Einbauschränke geben zusätzlichen Raum und steigern die Wohnqualität auch in den kleineren Wohnungen. 

Text: art:phalanx – Kultur & Urbanität | Susanne Haider 

© GERNER GERNER PLUS. | Zoltan Adorjan 

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