Das Gebäude integriert sich mit seinem facettierten Körper in die Umgebung und entwickelt gleichzeitig eine eigene Präsenz. Der Holzbau knüpft dabei an lokale Bautraditionen und wertige Handwerkskunst an, während die Anordnung der Volumina attraktive Rundläufe mit räumlichen Schwerpunkten schafft.
Ausgangslage
Das historische Wohnhaus Mettenweg erhält aufgrund seiner veralteten Infrastruktur keine Pflegebewilligung mehr. Der Neubau soll das bisherige Angebot ersetzen und in Verbindung mit den umliegenden Bauten und Bäumen ein Ensemble mit hoher Aufenthaltsqualität für Menschen mit besonderen Bedürfnissen bilden. In den acht Pflegewohngruppen mit insgesamt 48 Zimmern sollen die Bewohnerinnen und Bewohner Unterstützung und Pflege finden, aber besonders auch ein Stück Heimat, Geborgenheit und Wohnlichkeit.
Innen und aussen facettiert
Der Ort wird durch Zeitzeugen unterschiedlicher Epochen und deren Weiler-artige Anordnung sowie durch die weiten Felder und das Bergpanorama geprägt. Der Entwurf reagiert auf die Umgebung, indem 4 rechteckige Volumina so um einen zentralen Kern angeordnet werden, dass ein facettiertes Volumen entsteht. Durch die Drehung der Volumina definiert das Gebäude den Hauptplatz, der sich in Richtung der grossen Linden, und auf der gegenüberliegenden Seite in Richtung des Landschaftsraums öffnet. Die Versätze der Volumina schaffen in Verbindung mit den benachbarten Gebäuden subtile Nischen. Aufgrund der langen Verweildauer und des eingeschränkten Bewegungsradius der Bewohnerinnen und Bewohner legt das Projektteam neben den vielfältigen Aussenräumen Wert auf Diversität im Gebäudeinnern: Ausblicke und Durchblicke, ruhige und belebte Bereiche, Nischen und Treffpunkte bieten unterschiedliche Raumerlebnisse und laden zum Flanieren ein. Durch die Anordnung der Zimmer-Volumina um den Betonkern entstehen anstelle von Korridorflächen attraktive Rundläufe und kollektive Räume mit gut nutzbaren räumlichen Schwerpunkten. Der „Filter-Bereich“ mit Verweilmöglichkeiten und geteilten Bädern schafft einen sanften Übergang zwischen den öffentlichen Gemeinschaftsbereichen und dem privaten Zuhause. Der sichtbare Holzbau schafft zusammen mit dem Innenausbau eine warme und vertraute Atmosphäre.
Traditioneller Holzbau neu interpretiert
Die Fassade und Konstruktion basieren auf der Logik des traditionellen Holzbaus mit konstruktivem Holzschutz. Das Erdgeschoss aus Ortbeton und vorfabrizierten Betonelementen bildet den Sockel für den darüberliegenden Holzbau. Getragen von Stützen und Unterzügen aus Nadelholz übernimmt die Bresta-Holz-Beton-Verbunddecke eine statische und akustische Funktion. Durch den Einsatz einer Sprinkleranlage kann die Tragstruktur im Innenraum sichtbar bleiben, während sich das Leitthema Holz bis in die Brettschalung der innenliegenden Betonelemente zieht. Ergänzt durch grüne und blaue Akzente bestimmen die verwendeten Materialien die Farbgebung des Gebäudes, während das Handwerk sich in den sorgfältigen Fügungen und Details zeigt. Massive Lisenen strukturieren die Fassade und schaffen eine Verbindung zwischen den Geschossen. Das auskragende Opferbrett auf dem Geschossriegel entspringt der Idee der Austauschbarkeit von Bauteilen und kann am Ende des Lebenszyklus leicht ersetzt werden. Der darunterliegende Geschossriegel, welcher die Fassadenverkleidung schützt, bleibt langfristig erhalten. Ein chemischer Holzschutz wird nur bei stark beanspruchten Bauteilen nach dem Grundsatz „so wenig wie möglich, so viel wie nötig“ eingesetzt.
Kunst am Bau
Das Kunst-am-Bau Projekt «Gold» von Lea Achermann will keine neuen Elemente hinzufügen, sondern das Bestehende im und am Gebäude hervorheben. Die Kreise und Ellipsen aus Blattgold, die sich je nach Betrachtungswinkel wieder zu einem Kreis formen, laden wie die Architektur zum Flanieren ein. Der Blick wird durch die Kreise und Projektionen von Letzteren auf die sorgfältige Architektur gelenkt und auf der Meta-Ebene rückt das Erkennen des «Wertvollen» im Leben an allen möglichen und unmöglichen Orten ins Zentrum des Projektes.
Text: Bob Gysin Partner
© Roger Frei
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