Bereits vor der Sanierung prägte ein eingeschossiger Sockel die Gestalt des Geschäftshauses Bucherer in der Bahnhofstrasse Zürich, das 1965 vom Architekten Carl Lippert geplant wurde. Dieses charakteristische Merkmal haben Office Haratori beibehalten, jedoch neu interpretiert: Verschieden behandelte Bronzeelemente kleiden nun das Erdgeschoss des Juweliers und schaffen einen Kontrast zu der weissen Marmorfassade der oberen Geschosse.
Mit viel Liebe zum Detail und einer Affinität zum Handwerk des Bronzegusses wurde an der Umsetzung der metallenen Fassade gearbeitet. Hier setzten die Architekten auf das Wissen und die Erfahrung der Kunstgiesserei St. Gallen. Gemeinsam erarbeiteten sie in unzähligen Versuchen und 1:1-Modellen die endgültigen Feinabstimmungen für den notwendigen Präzisionsguss der Bronzeelemente. In präziser Handarbeit wurden letztendlich teils geschosshohe Reliefs aus Bronze mit einer Wandstärke von etwa 1 mm gegossen.
Produziert wurde in Shanghai, dem ausgelagerten Standort der Giesserei, nach der japanischen Vakuum-Sandguss-Technologie. Seit den 1960er-Jahren kann in dem uralten Handwerk des Bronzegusses die für den Fassadenbau benötigte Genauigkeit, trotz der grossen Dimensionen, erreicht werden. Doch bevor der entscheidende Moment des Gusses und Erstarrens über den Erfolg der Gussarbeiten bestimmte, arbeiteten Experten für Wochen und Monate an den Werkstücken – angefangen von Modellbauern über Kunstgiessern und Gusstechnologen bis hin zu Metallarbeitern. Aufwendige Schalungen aus Holz mussten gefertigt werden, aus denen wiederum Negative aus Sand geformt wurden. Letztendlich dienten die Sandschalungen zur repetitiven Herstellung der Bronzegüsse. Um trotz des gleichen Materials Unterschiede in Haptik und und Optik zu erzielen, wurden die Oberflächen verschieden behandelt: Für die Vitrinen-Umrahmung wurde das Bronzeblech fein geschliffen und gewachst, während die dunklen Sockelelemente mit unterschiedlichen Nitraten patiniert wurden. Somit erzielten die Planer mehr Tiefenwirkung in den Fassadenelementen und schafften eine optische Trennung und Strukturierung im Bronzesockel.
Selbst im Innenraum des Erdgeschosses ist die Bronze präsent: Hier führt eine gewundene Wand aus erstarrter Gussbronze die Besucherinnen und Besucher zur Wendeltreppe. Die dunkel gewachste Bronzewand zeigt eine rohbelassene Oberflächenstruktur, die auf die Wachsschalung – jeweils ein Unikat – zurückzuführen ist. Die weiche, geschwungene Form des Treppenhauses steht dabei einerseits im Kontrast zur klaren, linearen Fassade des Gebäudes und andererseits zur feinen und polierten Oberflächenbehandlung.
Weitere Informationen zur Sanierung des Bucherer Geschäftshauses in Zürich finden Sie in der kommenden Modulør-Ausgabe, Erscheinungsdatum 05. Februar 2020.