Vom Mittelalter bis zur Gegenwart

Die Tgea Simonett liegt am östlichen Rand des kleinen Bergbauerndorfes Lohn im bündnerischen Val Schons (Schams). Sie wurde 1445 an ein bestehendes Wohnhaus mit mittelalterlichem Kern angebaut. Zusammen mit dem heute noch gelegentlich genutzten Backhaus bildet es ein geschlossenes Hofgefüge. Im ruralen Wohnhaus können nun bis zu vier Feriengäste sechs Jahrhunderte Baukultur erleben.

Die Tgea Simonett ist ein altes Bündner Wohnhaus aus Stein und Strick, das 1445 an das bereits bestehende Nachbarhaus angebaut wurde, vermutlich als Erweiterung innerhalb der Familie. Die Jahreszahl 1704 im Türsturz der Stube datiert den letzten strukturellen Umbau. Zusammen mit dem Nachbarhaus und dem im Jahr 1939 angebauten Backhaus bildet die Tgea Simonett eine Häusergruppe mit hofartiger Eingangssituation zur Talseite. 

Standfest
Die kompakte Bauweise war in den Bündner Dörfern sehr beliebt und sinnvoll: Im Winter konnte die Wärme besser gehalten werden, es wurden weniger Wände benötigt, was wiederum weniger Material, Arbeit und Land und damit insgesamt geringere Kosten bedeutete. Das Wohnhaus, in Bruchstein oder Holzstrick mit Vormauerung gebaut, besticht durch seinen unverfälschten, ursprünglichen Charakter und seine vorwiegend aus dem frühen 18. Jahrhundert stammende Ausstattung, wie die hochgewölbte Rauchküche, die im Bündner Bestand eine Seltenheit darstellt. Eine weitere Besonderheit des dreistöckigen Hauses ist dessen äussere Erscheinungsbild: An der Südfassade befindet sich die Eingangstür, eine zweiflügelige, hölzerne Rundbogentür aus dem 18. Jahrhundert mit kunstvollen schmiedeeisernen Beschlägen und blütenförmigen Nieten. Sie führt in den breiten, mit grossen Steinplatten belegten Flur, an dessen Seiten die Kellerräume angeordnet sind: westlich ein grosser Raum, der heute als Schlafzimmer genutzt wird, östlich zwei kleinere Räume, in denen ein Badezimmer und der Technikraum untergebracht sind.
Am nördlichen Ende des Korridors führt eine massive Steintreppe in das Obergeschoss. Hier liegt im Süden die Stube mit Wänden in Strickbauweise, einer Bohlenbalkendecke, einem gemauerten Ofen und einer gestemmten Tür mit Eisenbeschlägen in reichen barocken Formen und dem auf das Jahr 1704 datierten Türsturz. Nördlich der Stube befindet sich die vollständig gemauerte, hochgewölbte Rauchküche mit dem im Scheitel aufsteigenden Kamin. Westlich schliesst sich die Spensa an, früher eine Vorratskammer, heute eine Küche mit neuem, katalanischem Gewölbe. Über der Stube befindet sich im zweiten Obergeschoss eine zweite Schlafkammer. Nach dem Auszug der letzten Bewohner stand das Haus rund 100 Jahre leer und zeigt sich auch deshalb bis heute in seinem nahezu ursprünglichen Zustand.

Besitzerwechsel
Der nächste bekannte Eigentümer, Christian Simonett, auf den der Name des Hauses zurückgeht, nutzte das Haus jahrzehntelang als Lagerraum. Anfang der 1990er-Jahre verkaufte er das Haus an den Schamser Filmemacher und Verleger Dino Simonett. Dieser wollte es gemeinsam mit dem Flimser Architekten Valerio Olgiati umbauen. Schwarzweissfotografien zeigen das Baudenkmal, wie es der bekannte Zürcher Fotograf René Burri Mitte der 1990er-Jahre festgehalten hat. Als sich diese Pläne zerschlugen, sollte das Haus einem Neubau weichen. Die Gemeinde und die kantonale Denkmalpflege wehrten sich erfolgreich dagegen – nicht zuletzt, weil es aufgrund seiner prominenten Lage am östlichen Dorfeingang und der ausserordentlich gut erhaltenen Bausubstanz eine wichtige Bedeutung für das Ortsbild hat. Man einigte sich auf die Einzonung der gesamten Parzelle inklusive Landwirtschaftsland, im Gegenzug liess Dino Simonett das Haus stehen. Nach weiteren Jahrzehnten des Leerstands konnte das Zürcher Architektenpaar Esther Elmiger und Christian Jonasse die Tgea Simonett 2012 erwerben. Mit viel Handarbeit und Eigenleistung haben sie das Haus in Besitz genommen und während zehn Jahren behutsam renoviert.

Die Tgea Simonett befindet sich in Privateigentum und wird über die Stiftung Ferien im Baudenkmal vermietet.

©Studio Gataric Fotografie

Weitere Informationen zu der historischen Unterkunft finden Sie hier.

 

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