Die beiden Mehrfamilienhäuser von Marazzi + Paul Architekten AG entwickeln das Siedlungsgefüge des Ortsteils Gümligen sorgfältig weiter – und nehmen dabei historische Elemente mit.
Typisch
Das aus lockeren Strukturen bestehende Siedlungsgefüge bietet wunderbaren Wohnraum, ist aber auch eine Herausforderung für neu hinzukommende Gebäude. Die beiden kompakten Mehrfamilienhäuser ersetzen zwei bestehende Substanzen auf dem Grundstück, nutzen die Parzelle optimal aus und bilden eine klare Adresse. Der eine Baukörper positioniert sich längsseitig parallel zur Strasse, der andere leicht dahinter, versetzt nach Nordosten. In dem zerstreuten Siedlungsmuster übernehmen die beiden Mehrfamilienhäuser eine Mittlerrolle zwischen der diversen vorhandenen MFH- und EFH-Bebauung. Prägend für das Landschaftsbild im Kanton Bern der letzten Jahrhunderte und bis heute im suburbanen Siedlungsraum anzutreffen ist das Berner Bauernhaus. Genau dieses hat dem Architekturbüro Marazzi + Paul als Inspirationsquelle für die zwei neuen Mehrfamilienhäusern gedient: Sowohl die Form der Ortsgestaltung, die laubenähnlichen Balkone als auch die Nutzung als Mehrgenerationenhaus referenzieren diese altbäuerliche Substanz.
Bunte Mischung
Das Berner Bauernhaus dient über Generationen hinweg – oft derselben Familie – und ist daher entsprechend räumlich organisiert. Auch die beiden Mehrfamilienhäuser berücksichtigen eine soziologische Durchmischung bzw. mit ihren Wohnungsstrukturen ein Mehrgenerationenhaus wie es im klassischen Sinn auch beim Berner Bauernhaus der Fall ist. Der Wohnungsmix von kleinen und kompakten 3,5-Zimmer-Wohnungen bis zu grosszügigen 5,5-Zimmer-Wohnungen ermöglicht eine breit durchmischte Bewohnerschaft. Sowohl Familien mit Kleinkindern, Rentnerpaare wie auch Alleinstehende finden hier ihr neues Zuhause mitten in der Natur. Auf zwei Geschossen und einem jeweils zusätzlichen Attikageschoss entwickeln sich die insgesamt acht Eigentumswohnungen mit den jeweils individuell einbezogenen Ausbauwünschen. Reduzierte Erschliessungs- zugunsten hoher Nutzflächen – dies ist innenräumlich die Devise. Die Wohnwelten sind grosszügig sowie lichtdurchflutet und zeichnen sich allesamt durch grosszügige Wohn- und Essbereiche aus – mit integrierten Aussenräumen, die verschiedene Tageszeiten berücksichtigen. Die Raumaufteilung berücksichtigt einen durchgesteckten Wohnraum mit Küche und Essbereich, in einer zweiten Schicht finden die Schlafräume und Nasszellen Platz. Die Balkonschicht überdeckt den Aussensitzbereich der Erdgeschosswohnungen bzw. gewährleistet für alle Räume in den Zugang zu einem privaten Aussenbereich. Diese der Fassade vorgelagerte, durchlaufende Balkonschicht gliedert bei beiden Gebäuden das fliessende Innenraumgefüge.
Ummantelt
Sie gliedert wiederum die Fassade horizontal und referenziert das typische Merkmal des Berner Bauernhauses: die als schmucke Gestaltungsschicht bekannte Aussenlaube. Die vertikale Holzschalung lehnt sich ebenso an das historische Vorbild an. Sie besteht aus in der Breite alternierenden Brettern, die zusätzlich vorvergraut wurden. Die aus vorfabrizierten Holzelementen erstellte Fassade wirkt ansonsten homogen und bewirkt somit ein ruhiges äusseres Erscheinungsbild.