100 Jahre und mehr

Im Jahr 2015 konnte das Schulhaus Mengestorf sein 100-jähriges Jubiläum feiern. Seit 1915 steht das heutige schmucke Schulhaus an neuer Stelle in der Nähe des Dorfkerns von Mengestorf. Bereits damals wurde dieses Gebäude nicht nur von den Kindern von Liebewil, Oberried, Mengestorf und Gasel sondern auch von etlichen Dorfvereinen und der jährlichen Frühlings- und Herbstviehschau genutzt. Das Schulhaus blieb über die Jahre ein Begegnungsort und Treffpunkt für Jung und Alt. Das öffentliche Gebäude der Gemeinde Köniz kam in die Jahre und musste den neuen Gegebenheiten der Schule angepasst werden. Basisstufenräume brauchen zusätzliche kleinere Räume, um die Kinder optimal fördern zu können. Speziallehrpersonen unterrichten Kinder in separaten Räumen oder im Klassenzimmer. Folglich wurde die Planung der Sanierung der Schule Mengestorf von Johannes Suarer Architekten in Angriff genommen und besticht weiterhin durch seinen Heimatstil.

Das Schulhaus Mengestorf ist im Jahr 1915 erbaut worden. Es liegt etwas abseits vom bäuerlichen Kern des geschützten Weilers Mengestorf. Als nahezu einziger Bau von Mengestorf ist es in massiver Bauweise erstellt worden und hat für den Ort, bauhistorisch wie gesellschaftlich, einen hohen Stellenwert. Unterschiedlich nutzbare Aussenräume umgeben das Schulhaus: Auf der Westseite befindet sich der Pausenplatz mit der überdachten Pausenhalle. Demgegenüber befindet sich auf der Ostseite der Allwetterplatz, der zweimal im Jahr auch als Viehschauplatz genutzt wird. Gegen Süden markiert eine Mauer den Abschluss zum unterhalb gelegenen Sportplatz und dem neuen Naturspielplatz. Die Mauer wird gesäumt von Platanen, welche als Filter zur weiten Aussicht eine schöne Situation schaffen. 

Grosse Pläne
Das Heimatstilschulhaus besticht durch seine klare Struktur in Grundriss und Fassade, die auch heute noch Gültigkeit besitzt. Die dicken, massiven Mauern erzeugen, zusammen mit der gut proportionierten Befensterung, ein angenehmes Raumklima für die Schulzimmer. Die massive Konstruktion des Hauses wurde belassen. An der Fassade wurde die bestehende Putzschicht restauriert. Im Nasszellenbereich ist neu ein Lift eingebaut und die Toiletten reorganisiert. Das Treppenhaus wird durch eine neue Verglasung als Fluchttreppenhaus ausgebildet. Die bestehenden Fenster sind durch neue mit dreifacher Isolierverglasung ersetzt. Um den geforderten Komfort gerecht zu werden, ermöglichen neue Stoffmarkisen einen optimalen Sonnenschutz in den Klassenzimmern anstelle der hölzernen Jalousieläden. Anhand des ursprünglichen Farbbildes treten in den Klassenzimmern Holzböden zwischen hell verputzten Wänden wieder in Erscheinung und die Unterrichtsräume haben neu einen zeitgemässen Ausbaustandard erhalten.
Die im Dachgeschoss bestehende Wohnung samt Estrich wurde zugunsten eines offeneren Dachgeschosses rückgebaut und das gesamte Dach ist neu gedämmt. Es ensteht ein grosser Mehrzweckraum, die neue Aula. Zusätzlich befinden sich im Dachgeschoss grössere Räumlichkeiten für die Lehrpersonen, sowie ein Gruppenraum. Grossflächige Verglasungen sorgen für akustisch getrennte Innenräume. In den Räumen sorgt die innere Verkleidung aus heller Weisstanne für eine freundliche und wohnliche Atmosphäre. Die Dachbalken sind neu sichtbar und gebühren dem Alter des Gebäudes Ehre.
Die überdimensionierte Haustechnik im Untergeschoss wurde reorganisiert. Die frühere Jauchegrube dient neu als Lager für die Schule. Auf der Innenseite des Untergeschosses ist eine Schicht aus Mineraldämmung angebracht und die Fenster sind für eine Verbesserung des Lichteinfalls vergrössert worden. Der neue Ausbau im Untergeschoss erlaubt einerseits eine interne Verbindung vom Schulhaus zum Rasenspielfeld. Zusätzlich liegt hier für Abendbelegungen der Garderoben ein separater Eingang. Im Aussenraum erlaubt die neue Treppe an der Mauer eine direkte Verbindung vom Pausenplatz zum ausgebauten Naturspielplatz.

Gute Energie
Die Wärmeversorgung erfolgt seit 2000 durch die Fernwärme vom benachbarten Grundstück. Dieser Wärmeverbund, basierend auf einer Holzschnitzelanlage, erlaubt es der Schule, auf eine erneuerbare Energiequelle zurückzugreifen. Ausserdem ist gemäss Energiegesetz ein Teil des Strombedarfs am bzw. auf dem Gebäude oder in der näheren Umgebung zu produzieren.  Es bot sich die Gelegenheit mittels eines Zusammenschluss zum Eigenverbrauch (ZEV) durch eine neue Photovoltaikanlage auf der Nachbarsliegenschaft diesem Anliegen Rechnung zu tragen. Die Ausnützung der Solarenergie ist dadurch wesentlich besser als die Erstellung einer Photovoltaikanlage auf dem Schulhausdach, durch die Selbstbeschattungen wäre der Effizienzgrad deutlich geringer.
Die energetische Gebäudesanierung verfolgte das Ziel, dass mit der Ressource Energie intelligent umgegangen wird. Die Gebäudehülle wurde im Untergeschoss, sowie im Dachgeschoss umfassend innengedämmt. In den Klassenzimmergeschossen ist die Gebäudehülle durch den Ersatz der Fenster mit neuer dreifach Isolierverglasung ertüchtigt. Diese beiden Massnahmen reduzieren den Energiebedarf beträchtlich. Sie erlauben eine gute Vereinbarung der denkmalpflegerischen Anforderungen und den energetischen und ökologischen Anliegen. Gesunde, umweltverträgliche Bauprodukte tragen der Nachhaltigkeit und Baubiologie Rechnung. Sämtliche verwendeten Baumaterialien sind natürlich und als ECO-tauglich beurteilt. Der ressourcenschonende Umgang erlaubte eine Sanierung nach den Aspekten des Nachhaltigen Bauens und reduzierte somit die Umweltbelastungen und schafft ein gutes Raumklima.

© Thomas Telley Architektur-Fotografie 

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Text: Johannes Saurer

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